Daemon - der Hund, der lebensgefährliche Happen aufspürt

Essen (dpa) - Es muss nicht immer gleich ein Giftköder sein. Auch der würzige Rest vom Grillfest oder das Schokocroissant, achtlos weggeworfen, können Hunden gefährlich werden. Trotzdem erhitzen gezielt ausgelegte Gifthappen für Hunde vor allem im Netz die Gemüter.

Daemon - der Hund, der lebensgefährliche Happen aufspürt
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Aufreger-Thema oder Panikmache? „Man muss vorsichtig sein“, sagt Hundetrainer Dennis Panthen. Wenn sich ein Hund vergiftet, stecke da nicht immer ein Hundehasser hinter. Panthen bietet in Essen einen besonderen Dienst an: Sein Hund Daemon erschnüffelt verdächtige Brocken und zeigt sie an - ohne selbst schwach zu werden.

„Damit wollen wir der Debatte etwas konkret entgegen setzen“, sagt Panthen. Wie alle Hunde steht Daemon auf Fleischwurst und Frikadellen. Aber sein Spieltrieb sei noch ausgeprägter als sein Fressverhalten, erläutert der Besitzer. Spürt Daemon einen verlockenden, aber vielleicht lebensgefährlichen Happen auf, belohnt ihn der Hundeausbilder, indem er seinen Lieblingsball spielt. Dann ist der schwarze Hund nicht mehr zu halten. Den „Leckerbissen“ lässt er links liegen.

Das sollen jetzt auch andere Hunde schaffen - zu ihrem eigenen Schutz. Das Interesse bei den Besitzern ist groß. Sie seien aufgeschreckt, weil sie immer wieder von perfiden Fällen lesen, sagt Panthen. Vor kurzem hatten in Euskirchen Unbekannte den Hund einer Spaziergängerin vergiftet - vor ihren Augen. „Das hat noch mal extra Zulauf auf unser Angebot bewirkt“, sagt der Hundetrainer.

Neun Hunde haben gerade ihre Ausbildung bei ihm begonnen. Sie müssten vor allem charakterfest sein. „Die Herausforderung liegt darin, dass der Hund etwas suchen soll, was er haben möchte, aber nicht haben darf. Das funktioniert nur mit Hunden, die Prioritäten setzen können“, sagt Panthen. Er will einen Tierschutzverein gründen, der die Ausbildung von Giftköder-Suchhunden betreibt.

Keine Stelle erfasst in NRW zentral Zahlen und Fälle, in denen Hunde Opfer von ausgelegten Giftködern geworden sind. Zuständig sind die kommunalen Ordnungsbehörden der Städte und Gemeinden sowie die Polizei. „Immer wieder melden uns Leute verdächtige Funde. Aber ich kann mich an keinen echten Giftköder-Fall während der letzten Jahre erinnern“, sagt Peter Elke von der Essener Polizei. Im Internet werde oft Alarm geschlagen und übertrieben reagiert, meint auch er. „Nur wenn ein rechtlicher Nachweis vorliegt, handelt es sich um einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und damit um eine Straftat.“

In Köln zählt Ralf Unna, Sprecher des Landestierschutzbundes, etwa einen echten Köderfall im Quartal. „Dann kommen meist mehrere Tiere aus derselben Gegend mit Symptomen in unsere Praxis“, sagt der Tierarzt. Er fordert eine zentrale Erfassung der erkrankten Tiere und der Fundstellen von Ködern sowie die Analyse der Gifte, um die Täter aufspüren und strafrechtlich verfolgen zu können. „Dann hätte man auch einen besseren Überblick darüber, was wirklich passiert, nicht nur, was die sozialen Medien hypen.“

„Da ist von gespickten Schnitzeln und präparierten Hackfleischbällchen die Rede. Wir haben von spitzen Gegenständen gehört, die mit Leckereien getarnt werden. Was wirklich dahinter steckt, ist sehr schwer zu klären“, sagt Panthen, der hofft, dass sein Konzept auch in anderen Städten aufgegriffen wird.

Laut der Bundestierärztekammer in Berlin bieten in Deutschland bereits mehrere Hundeschulen und Hundesportvereine Antifress-Trainings an. „Trotzdem gilt: Wenn ein Hund beim Gassigehen oder auf dem eigenen Grundstück etwas aufnimmt und sich danach auffällig verhält, braucht er schnell ärztliche Hilfe“, sagt Sprecherin Claudia Pfister. Gefahren lauerten auch im eigenen Haushalt: Frostschutzmittel, Obstkerne, Macadamianüsse, Schokolade, Tee und Tabak. „Sogar Weintrauben und Rosinen wirken beim Hund toxisch.“

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