Attacke aus der Luft: Wenn Greifvögel Jogger angreifen
Groß-Gerau (dpa) - Dreimal hat der Bussard schon zugeschlagen. Dreimal mussten Jogger in einem Wald bei Groß-Gerau mit blutigen Kratzern am Kopf zum Arzt. Der Angriff kommt für die Opfer meist völlig überraschend, von hinten schießt der Greifvogel im Sturzflug heran.
In der Regel dreht er in letzter Sekunde ab, belässt es bei einem Scheinangriff. Doch manche Vögel sind hartnäckiger, wenn es darum geht, unliebsamen Besuch zu vertreiben. „Der Bussard hier, der ist schon ziemlich aggressiv“, sagt der Leiter des Forstamtes Groß-Gerau, Wolfram Hammes. An dem Weg stehen jetzt Warnschilder, die auf die Gefahr aus der Luft hinweisen.
Während der Brutzeit des Mäusebussards zwischen Mai und Juli machen Jogger und Radfahrer auf den Wegen der hessischen Wälder immer wieder ungewollt Bekanntschaft mit den Greifvögeln. „Den Tieren geht es einfach darum, ihr Nest zu verteidigen“, erklärt Dagmar Stiefel von der Staatlichen Vogelschutzwarte. Dem Landesbetrieb HessenForst ist neben den Fällen bei Groß-Gerau noch ein angriffslustiger Vogel in Nordhessen bekannt, im Bereich des Forstamtes Wehretal. „Im Vergleich zur Zahl der brütenden Bussarde sind das aber nur Einzelfälle“, sagt HessenForst-Sprecher André Schulenberg. 8000 bis 14 000 Mäusebussard-Brutpaare gebe es in Hessen, schätzt die Vogelschutzwarte.
Der Mäusebussard ist unter Vogelkundlern bekannt für seine aggressive Nestverteidigung. Hinzu kommt, dass die Vögel häufig nah am Waldrand brüten - und das in vergleichsweise geringer Höhe von um die zehn Meter über dem Boden. „Da kommt es schon mal vor, dass ein Brutplatz direkt an einem Waldweg liegt“, sagt Stiefel. Jogger und Radfahrer können dann von den Tieren als Bedrohung wahrgenommen werden, weil sie sich relativ schnell bewegen. „Für normale Spaziergänger besteht eigentlich keine Gefahr.“