Studien: Biosprit heizt dem Klima ein

Forscher haben festgestellt, dass Biokraftstoff den Klimawandel nicht bremst. Die Produktion könnte ihn beschleunigen.

<strong>Washington. Grüner Kraftstoff vom Acker soll das Klima schonen. Nach den Plänen der Bundesregierung steigt der Anteil von Bioalkohol im Sprit ab nächstem Jahr von derzeit fünf auf zehn Prozent. Die einfache Rechnung: Beim Verbrennen des Biosprits wird nur soviel Kohlendioxid (CO2) freigesetzt, wie vorher von den Pflanzen der Atmosphäre entzogen wurde. Doch verschiedene Forschergruppen kommen in drei neuen Studien zu dem erschreckenden Ergebnis: Die grüne Rechnung geht nicht auf. Im Gegenteil: Die Produktion von Biosprit beschleunigt den Klimawandel sogar.

Gerodeter Regenwald setzt Unmengen Treibhausgase frei

Das Hauptproblem sind die Anbaubedingungen: In vielen tropischen Ländern wird heute schon Regenwald gerodet, um dort Anbauflächen für Mais, Raps oder Palmöl zu schaffen. Doch der Regenwald ist weltweit einer der größten CO2-Speicher. Brasilianischer Tropenwald, der in Plantagen umgewandelt wird, setzt nach Angaben einer Forschergruppe der Umweltorganisation "The Nature Conservancy" 300 Mal mehr CO2 frei, als der dort produzierte Biosprit pro Jahr einsparen kann. In Indonesien, wo hauptsächlich Palmöl angebaut wird, liege der Faktor sogar bei 400. "Wenn man die globale Erwärmung bremsen möchte, macht es keinen Sinn, Land für Biosprit umzuwandeln", sagt Joe Fargione von der Forschergruppe. Doch damit nicht genug: Auch der auf solchen Plantagen eingesetzte Dünger stößt nach Angaben des Chemie-Nobelpreisträgers Paul Crutzen wesentlich mehr Lachgas (N2O) aus, als bisher angenommen. Lachgas ist das gefährlichste bekannte Treibhausgas, es erwärmt die Atmosphäre 300 Mal so stark wie die gleiche Menge CO2. Schon allein deshalb sei Biodiesel aus Raps bis zu 1,7 Mal klimaschädlicher als normaler Sprit, haben die Wissenschaftler um Crutzen festgestellt. Trotzdem betont Crutzen: "Ich bin nicht generell gegen Biosprit." Es komme aber auf die Produktion und die Auswahl der Biokraftstoffe an. Kraftstoffe aus Abfällen in Land- und Forstwirtschaft hätten zum Beispiel eine positive Klimawirkung, das gleiche gelte für Gräser und Zuckerrohr, da sie kaum gedüngt werden. Zurzeit werde jedoch 80 Prozent des weltweiten Biodiesels aus Raps produziert - mit negativen Folgen für das Klima.

Die Bundesregierung hat angekündigt, noch in diesem Jahr eine Verordnung zu der Problematik fertigstellen zu wollen. Die "Roadmap Biokraftstoffe" soll den Naturverbrauch der einzelnen Biokraftstoffe berücksichtigen. Außerdem solle sichergestellt werden, dass für den importierten Biokraftstoff kein Regenwald vernichtet wurde.

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