Stromausfall durch marode Netze

Von einer Sekunde zur nächsten sind 50 Millionen Menschen in den USA und Kanada ohne Strom. Gibt es in Deutschland auch bald Mega-Blackouts wie in den USA?

<strong>Düsseldorf. 14. August 2003: Um 16.11 Uhr gehen die Lichter aus. In Büros, Kaufhäusern, U-Bahnstationen und auf Flughäfen. Daten-Systeme kollabieren, Radios, Fernseher, Telefone und Faxgeräte funktionieren nicht mehr, Menschen bleiben in Aufzügen und U-Bahnzügen stecken. Von einer Sekunde zur nächsten sind 50 Millionen Menschen in den USA und Kanada ohne Strom - die Aktienmärkte stürzen ab, die Nation ist gelähmt, es kommt zu Plünderungen. In den Fabriken stehen alle Räder still.

250.000 Münsterländer waren im Jahr 2005 tagelang ohne Strom

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind selbst die Stromausfälle gigantisch. Nicht nur beim großen Energie-Gau im August 2003: Noch Dienstag standen Millionen Haushalte in Florida ohne Strom da.

Bei uns undenkbare Szenarien? Die Mega-Blackouts in den USA sind Folge eines maroden Netzes. Die europäische Energieinfrastruktur ist engmaschiger - und moderner. Dennoch häufen sich auch in Deutschland Störungen: So waren 250000 Münsterländer im November 2005 tagelang ohne Strom, weil alte Masten unter Schneemassen kollabiert waren. Noch am 30. Januar fiel nach einer technischen Panne flächendeckend in Karlsruhe der Strom aus.

Dass künftig fehlende Kraftwerke zu akuten Energieengpässen führen können, wie der Energiekonzern RWE jetzt behauptet, hält aber nicht nur Peters für "Panikmache". Auch der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, winkt ab: 2007 habe Deutschland weiter Strom ins Ausland exportiert, obwohl mehrere Atomkraftwerke stillgestanden hätten. König: "Es gibt keine Stromlücke."

Energieexperte Ralf Ridzewski von NUS Consulting deutete die Warnung von RWE-Chef Großmann, es werde zu massiven Blackouts kommen, gegenüber Spiegel Online als "kalten Kaffee": "Engpass-Szenarien sind ein gutes Argument, um hohe Strompreise zu rechtfertigen."

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