Sommer: Wenn die Hitze den Schlaf stört

Liegt die Temperatur nachts über 20 Grad, ist die Regulation der Körperwärme gestört.

Düsseldorf. In dieser Woche steigen die Temperaturen wieder kräftig an. Mit bis zu 32 Grad rechnen die Meteorologen bis Freitag, nachts kühlt sich die Luft dann nur auf 15 bis 20 Grad ab.

Bei solchen Temperaturen fällt das Ein- und Durchschlafen häufig schwer. Und am Tag sind viele Menschen müde, träge und unkonzentriert.

Doch Schlafmediziner Prof. Jürgen Zulley gibt Entwarnung: "So unangenehm diese zum Teil schlaflosen Phasen auch sind, bleibende Schäden hinterlassen sie nicht." Zumindest nicht, wenn sie nicht länger als vier Wochen andauern.

Ausschlaggebend für einen erholsamen Schlaf ist die Temperatur im Schlafzimmer. Um die 18 Grad sind optimal, um morgens ausgeruht und fit aufzuwachen. Während wir nachts schlafen, reguliert unser Körper seine Temperatur. Zulley: "Die Körperkerntemperatur sinkt dabei um 0,5 bis einen Grad, indem die Wärme vom Körperkern an die Haut abgegeben wird. Sie dient als Kühler und wird abends wärmer."

Die kühlste Temperatur haben wir um 3 Uhr nachts. Kommen wir nachts zur Ruhe sinkt zwar die Wärmeproduktion, wird aber durch Stoffwechselprozesse so weit aufrechterhalten wie nötig.

Nach 3 Uhr nachts steigt die Körpertemperatur wieder. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich die Erholungsphase dem Ende nähert und der Körper wieder langsam aktiv wird. Jetzt gibt die Haut weniger Wärme ab und wird kühler. Bei rund 20 Grad Außentemperatur in der Nacht ist die Regulation der Körpertemperatur gestört. Wir merken das, indem wir schlecht schlafen. Mit einfachen Mitteln kann man den Schlaf aber auch jetzt fördern (siehe Kasten).

Zentrale Bedeutung kommt den Hormonen zu. Sie sorgen dafür, dass der Körper in seinen nächtlichen Schlafrhythmus kommt und lösen viele wichtige Aktivitäten aus.

Das wichtigste Hormon der Nacht ist das Wachstumshormon. Es fördert den Tiefschlaf, die Erholung und das Wachstum. Es ersetzt abgestorbene Hautzellen, reguliert den Fettstoffwechsel, lässt Wunden heilen, Haare wachsen und baut den Müll des Körpers, die sogenannten Schlackenstoffe, ab. In warmen Nächten können laut Zulley genau diese Funktionen beeinträchtigt sein. Auch das Immunsystem und die Verdauung sind durch einen schlechten Schlaf gestört.

Für die Müdigkeit ist das Hormon Melatonin zuständig. Sobald es dunkel wird, schüttet die Zirbeldrüse vermehrt Melatonin aus. Im Sommer produziert der Körper weniger von dem Hormon, weil es länger hell ist. Zulley: "Deshalb brauchen wir jetzt rund eine Stunde weniger Schlaf als im Winter." Bei einer Schlafdauer von sieben Stunden, die der Durchschnitts-Deutsche benötigt, wird die Nacht im Sommer also relativ kurz.

Melatonin aktiviert auch das Immunsystem, sodass wir uns nachts erholen können. Außerdem erholt sich die Abwehr im Schlaf - vor allem im Tiefschlaf produziert es neue Botenstoffe, Antikörper und Immunzellen und füllt seine Vorratslager auf. "Deshalb kann zu Beginn einer Infektion mehr Schlaf die Abwehr unterstützen. Dass wir also müde werden, sobald wir krank zu werden drohen, ist eine sinnvolle Reaktion", weiß Zulley.

Lassen wir dem Immunsystem zum Erholen wenig Zeit, indem wir zu wenig oder schlecht schlafen, schwächen wir es auf Dauer.

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