Sodbrennen kann Asthma auslösen

Funktioniert der Verschluss der Speiseröhre nicht richtig, kann das zu Beschwerden in Hals und Nase führen.

Düsseldorf. Ein üppiges Essen am Abend, dazu ein guter Wein und schon hat man wenig später das Dilemma: Sodbrennen. Diese saure Erfahrung haben die meisten Menschen schon mal gemacht. In den meisten Fällen treten die unangenehmen Beschwerden nur sporadisch auf - zum Beispiel nach fettigem Essen - und werden nicht chronisch. Fließt Magensäure jedoch regelmäßig zurück in die Speiseröhre - das ist der sogenannte pathologisch krankhafte Reflux - , weil der Verschluss der Speiseröhre nicht richtig funktioniert, muss die Ursache genau diagnostiziert werden. Denn was viele Betroffene nicht wissen: Reflux kann auch eine chronische Bronchitis, Kehlkopferkrankungen, Entzündungen der Nasennebenhöhlen und des Mittelohrs, Symptome eines Hörsturzes, Asthma und das sogenannte Globusgefühl - eine Art Kloßgefühl im Hals - verursachen.

"Wir sehen sekundäre Zeichen des Refluxes an der Nase, an den Ohren und im Mund - also Dinge, die mit der Speiseröhre normalerweise nicht in Verbindung gebracht werden", berichtet Dr. Hans Michael Strahl, Arzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde im Düsseldorfer HNO-Zentrum. Ein typisches Beschwerdebild ist der Kloß im Hals. Während einige solche Symptome als psychosomatisch abtun, schaut Strahl genauer hin: "Mit Hilfe der Endoskopie sieht man, dass die Gase hochkommen. Da sie aber nicht unbedingt Sodbrennen auslösen, werden HNO-Beschwerden und Reflux oft nicht in Verbindung gebracht." Der Grund für den Zusammenhang liegt in der Anatomie: Der gesamte Kopf- und Halsbereich ist verbunden, sodass aufsteigende Säure und aggressive Partikel wie Gallenfarbstoffe oder Pepsin die Schleimhäute "auf Dauer verätzen, verschleimen und damit verändern können", sagt Strahl.

Viele seiner Patienten suchen die Praxis auch wegen einer chronischen Entzündung der Nasennebenhöhlen oder einer Mittelohrentzündung auf. Und auch sie haben in den meisten Fällen Probleme mit Reflux - häufig ohne es zu wissen, weil sie eben kein Sodbrennen verspüren. Wird der eigentliche Ursprung des Problems - also der Reflux - richtig erkannt, kann der nach oben gerutschte Magenpförtner operativ wieder nach unten gezogen werden. "So wird die Funktionalität der Speiseröhre wieder hergestellt und die Beschwerden lassen nach", sagt Strahl.

Je nach Symptomatik lässt sich laut Strahl bei 70 bis 90 Prozent seiner Patienten ein Zusammenhang zwischen Reflux und HNO-Beschwerden erkennen. Um die richtige Diagnose stellen zu können, arbeitet Strahl gemeinsam mit Konstantinos Zarras, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Unfall- und Viszeralchirurgie am St. Vinzenz-Krankenhaus, mit der sogenannten transnasalen Endoskopie. Dabei wird ein wenige Millimeter dickes Endoskop durch Nase und Rachen in Speiseröhre und Magen geschoben. Für den Patienten ist die Untersuchung deutlich angenehmer als eine herkömmliche Magenspiegelung. "Sie tut nicht weh, sodass auch keine Narkose oder lokale Betäubung notwendig ist. Außerdem provoziert die Endoskopie durch den veränderten Zugangsweg keinen Würgereiz und die Patienten können währenddessen sogar sprechen, essen oder trinken", zählt Strahl die Vorteile auf.

Je nach Befund geben die Ärzte zunächst allgemeine Tipps. Erst wenn die Säureproduktion dauerhaft Beschwerden verursacht, verschreiben sie säurehemmende Medikamente oder es muss operativ eingegriffen werden.

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