So erkennt man seriöse Spendensammler

Die Organisationen müssen belegen, dass die Hilfe auch wirklich ankommt.

Berlin. Die vergangenen Jahre waren für Wohltäter hart. In der Zeitung mussten sie von Unicef-Funktionären lesen, die im Verdacht standen, Spenden veruntreut zu haben. Mancher fragt sich, wem in der unüberschaubaren Schar der Helfer er noch sein Geld anvertrauen kann.

Das wichtigste Kriterium sei Transparenz, sagt Stefan Loipfinger, der Gründer des Portals Charitywatch. "Wer nichts zu verbergen hat, der kann auch offen kommunizieren, was mit dem Geld der Spender oder Mitglieder passiert." Auf Transparenz pochen alle Selbstverpflichtungen und Qualitätssiegel.

Wer etwa Mitglied beim Deutschen Spendenrat werden will, muss seine Bücher und Zahlen offenlegen. In den Geschäftsberichten könne jeder nachlesen, wie viel Geld bei den Bedürftigen ankommt, sagt der stellvertretende Vorsitzende Ulrich Pohl - und wie viel für Werbung und Verwaltung draufgeht. Doch Pohl warnt Spender davor, nur auf diese Quote zu schielen. Denn Auslandsprojekte beispielsweise erforderten per se einen höheren Aufwand.

Neben offenen Büchern verlangen die Selbstverpflichtungen von Dachverbänden auch, ethische Regeln einzuhalten. So ist die Werbung mit Elendsbildern tabu. Das Problem sei, dass das Einhalten der hehren Prinzipien nicht überprüft wird, sagt Loipfinger. Verlässlicher sei das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).

Das Siegel können alle Organisationen beantragen, die gemäß der Abgabenordnung steuerbegünstigt sind und bestimmte Kriterien erfüllen. So muss unter anderem ihre Werbung "wahr und sachlich", die Buchführung transparent und die Leitung durch ein unabhängiges Aufsichtsorgan überwacht sein. 250 Organisationen haben laut DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke im vergangenen Jahr diesen Ansprüchen genügt, 30 Prozent der Erstanträge scheiterten.

Wer die Hürde geschafft hat, können Spendenwillige auf einer Liste im Internet sehen. Doch wer kein DZI-Siegel vorweisen kann, ist längst nicht unseriös. Schließlich wird es ohnehin nur an Organisationen vergeben, die überregional tätig sind. Bei der Mehrheit der regionalen Spendensammler lasse sich unmittelbar kontrollieren, ob die Spenden ankommen. Es sind lokale Gruppen, die beispielsweise für eine Orgel in der Kirche sammeln. Über die Einweihung berichtet in der Regel die Lokalzeitung.

"Die allermeisten sind ohnehin seriös", sagt Pohl. Allerdings versuchen jedes Jahr auch schwarze Schafe, aus dem Mitleid der Menschen Profit zu schlagen. Erkennen können Verbraucher sie an der Art ihres Auftretens: stark emotionale Werbung, Bettelbriefe, Ansprache in der Fußgängerzone oder an der Haustür. "Wenn man sich unter Druck gesetzt fühlt, sollte man den Brief wegwerfen oder auf der Straße einfach weitergehen", sagt Wilke. Pohl empfiehlt, sich den Sammlerausweis zeigen zu lassen - und nachzusehen, ob die Dose verplombt ist. Beides sei bei seriösen Organisationen Standard.

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