Schilddrüse nicht voreilig operieren lassen

Knoten sind laut medizinischen Experten nur selten bösartig.

Düsseldorf. Mehr als 100 000 Schilddrüsen werden pro Jahr in Deutschland ganz oder teilweise entfernt — meist, weil ein Knoten entdeckt wurde und Krebsverdacht besteht. Doch in weniger als einem Prozent der Fälle liege wirklich ein bösartiger Knoten vor, sagt Prof. Peter Goretzki vom Lukaskrankenhaus Neuss. Deshalb seien viele Operationen unnötig. Gemessen an der Bevölkerung sei die Zahl der Operationen drei bis acht Mal höher als in Großbritannien oder den USA.

Knoten bilden sich in der Schilddrüse meist, wenn sich das kleine Organ aufgrund von Jodmangel vergrößert. Vor einer Operation sollten aber laut Goretzki alle diagnostischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Patienten können ein spezialisiertes Krankenhaus aufsuchen oder einen Endokrinologen, also einen Experten für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen. Davon gibt es aber nur rund 300 niedergelassene in Deutschland. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) forderte bei einer Tagung in Düsseldorf unter dem Vorsitz Goretzkis deshalb Regeln für die Entscheidung zu einer Operation.

Das Problem: Ob ein Knoten gut- oder bösartig ist, lässt sich per Ultraschall nicht mit Sicherheit feststellen. Deshalb wird eine Gewebeprobe entnommen, doch auch die ist nach Angaben von Experten in etwa einem Drittel der Fälle nicht eindeutig, so dass im Zweifel erst nach einer Operation feststeht, ob überhaupt eine Krebserkrankung vorliegt. Betroffenen kann laut DGE auch oft mit einer Jod- und Hormontherapie geholfen werden.

Die Schilddrüse sitzt im vorderen Halsbereich und produziert zwei wichtige Hormone. Das kann sie nur, wenn sie mit Jod und Eiweiß versorgt ist. Deshalb empfiehlt Goretzki die Verwendung von Jodsalz in der Küche. Viele Schilddrüsenerkrankungen werden erst spät erkannt, weil die Symptome sehr unspezifisch sind. Grundsätzlich kann die Funktion der Schilddrüse mittels einer Laboruntersuchung über den sogenannten TSH-Wert geklärt werden. Eine Unterfunktion äußert sich oft durch Frösteln, Verstopfung, Gewichtszunahme und Antriebslosigkeit. Eine Überfunktion zeigt sich etwa durch Schweißausbrüche, Durchfälle und Schlaflosigkeit.

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