Online-Mobbing: Hass-Attacken im Internet
Vor allem Jugendliche schikanieren einander in Chat-Foren oder mit SMS und E-Mail.
Düsseldorf. Megan Meier war ein schüchternes Mädchen. Modelmaße hatte die amerikanische Schülerin nicht, dafür eine Zahnspange. Umso glücklicher war sie, als Josh in ihr Leben trat. Der attraktive Junge flirtete die 13-Jährige via Internet an, über ihre MySpace-Seite. Er machte Komplimente, war einfach nett - Megan verliebte sich in den 16-Jährigen, ohne ihn je getroffen zu haben. Als er sie plötzlich online verschmähte und beschimpfte, erhängte sich das Mädchen. Das war 2006. Jetzt ist Megans Tod ein Fall für die US-Justiz - denn Josh gab es gar nicht.
Hinter dem angeblichen Jugendlichen steckte LoriD. (49), die Mutter einer Ex-Schulfreundin. Sie wollte Megan mittels der erfundenen Online-Identität gezielt demütigen. Weil sie die 13-Jährige in den Tod getrieben haben soll, drohen D. bis zu 20Jahre Haft. Der nun in Kalifornien begonnene Prozess erregt weltweit Aufsehen - weil der Fall Megan ein Extrem eines Phänomens ist, dass auch hierzulande Alltag ist: "Cybermobbing" oder "Online-Mobbing". Gemeint ist, mithilfe von SMS, E-Mail oder Internet-Chat einen Menschen systematisch zu beleidigen und zu demütigen. "Diese Diffamierungen geschehen täglich tausendfach", sagt Karsten Gulden, Anwalt und Mobbing-Experte.
Besonders Jugendliche greifen oft zu Handykamera oder PC-Tastatur, um einander zu schikanieren. In Online-Gemeinschaften wie SchülerVZ oder MySpace sowie auf Videoseiten wie Youtube lassen sich ohne großen Aufwand beleidigende Texte, bloßstellende Fotos und Filme finden. Die Fantasie der Mobber kennt kaum Grenzen - wie zum Beispiel bei Dennis (Namen von Betroffenen geändert), der plötzlich ein in seinem Namen verfasstes Outing im Netz lesen musste: "Ich habe lange gezögert, das zu sagen, aber ich bin schwul ..." Wie bei Lena, deren Mail-Postfach und Profil-Seite plötzlich von Hass-Botschaften einer ganzen Clique überquollen: "Du Hure, wir bringen Dich um."