Navi warnt vor Rehen auf der Straße

ADAC und Jäger sammeln Daten von Wildunfällen und überspielen sie an das GPS-System.

Grevenbroich. Alle zweieinhalb Minuten kollidiert ein Auto auf deutschen Straßen mit einem Reh, einem Hirsch oder einem Wildschwein. Bundesweit rund 2800 verletzte Verkehrsteilnehmer und knapp ein Dutzend Verkehrstote sind die traurige Bilanz des vergangenen Jahres. Mit 28480 Unfällen mit Rehwild-Beteiligung nimmt Nordrhein-Westfalen hinter Bayern (43800) den unrühmlichen zweiten Platz in der Statistik ein.

"Mittlerweile wird bundesweit jedes fünfte getötete Reh von Autofahrern ’erlegt’, in NRW sogar jedes dritte", sagt Jochen Borchert, Präsident des Deutschen Jagdschutz-Verbandes (DJV). "Im vergangenen Jahr gab es in NRW 360 Wildunfälle", bestätigt eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums. "Dabei kam zwar glücklicherweise kein Mensch ums Leben, aber 81 wurden schwer verletzt, 286 erlitten leichtere Verletzungen." Außerdem wurden dabei 68 Fahrzeuge so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr fahrbereit waren.

Um die Zahl der Wildunfälle zu verringern, muss nach Ansicht von ADAC, Jagdschutz-Verband und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat nicht nur vorhandenes Wissen gebündelt werden, sondern müssen auch die Verkehrsteilnehmer stärker für die gerade im Frühjahr und Herbst drohenden Gefahren sensibilisiert werden.

Ein erster Schritt zur Umsetzung dieser Forderung ist die erste internationale Fachtagung zur Vermeidung von Wildunfällen, die gestern in Grevenbroich zu Ende ging.

Wichtige Erkenntnisse: Autofahrer können sich selbst nur bedingt gegen einen Wildunfall schützen - insbesondere durch Reduzieren der Geschwindigkeit an gefährdeten Stellen.

Technische Lösungen wie Duftzäune oder Wildreflektoren sollen verstärkt zum Einsatz kommen, außerdem sollen mehr sogenannte "Wildbrücken" an Fernstraßen entstehen. Doch die sind teuer, kosten im Schnitt rund 3,5Millionen Euro.

Wesentlich preiswerter ist ein Modellversuch, den ADAC und Jäger derzeit in Bayern durchführen: Ortsdaten von Wildunfällen werden gesammelt und als GPS-Daten auf die Navigationsgeräte in Autos aufgespielt: Die Fahrer wissen dann stets, wo die Gefahr eines Wildunfalls besonders hoch ist.

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