Lebensmittel: Ampel entlarvt Zuckerbomben

Bisher gibt es noch keine einheitliche Kennzeichnung. Kassen und Verbraucherschützer sind für die Nährwert-Ampel.

Düsseldorf. Zuckerbomben und Fettfallen entlarven - die Nährwert-Ampeln auf Lebensmitteln sollen Verbrauchern dabei helfen: Inhaltsstoffe wie Zucker und Fett werden pro 100 Gramm in der Gehaltsskala mit den bekannten Signalfarben grün (geringer Gehalt), gelb (mittel), rot (hoch) angegeben.

Das System scheint einfach, wird in Großbritannien erfolgreich angewendet und trotzdem kann es sich derzeit in Deutschland nicht durchsetzen. Denn die Industrie und die EU sperren sich.

Nun haben die Befürworter - Verbraucherschutzorganisationen - einen neuen Mitstreiter: Auch die Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) sprechen sich für das System aus.

In einem offenen Brief von Donnerstag an die Bundesregierung und Europa-Politiker verlangen die Kassenvorstände, "die Nährwertkennzeichnung verarbeiteter Lebensmittel den Informationsbedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher anzupassen".

Und dass die Akzeptanz bei den Verbrauchern groß ist, zeigt ein Test der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), der von der Verbraucherorganisation Foodwatch in Auftrag gegeben wurde.

Dabei wurden 1000 repräsentativ ausgewählte Verbrauchern Lebensmittel wie eine Sorte Frühstücksflocken von Nestle vorgelegt, die mit 37 Prozent sehr viel Zucker enthält. Mit der Ampel-Kennzeichnung erkannten 89 Prozent der Befragten leicht den hohen Zuckergehalt. Bei anderen Kennzeichnungen sahen ihn nur 64 Prozent der Befragten.

Beim Vergleich zweier Frühstücksflocken-Sorten fiel 92 Prozent der Befragten bei der Ampelkennzeichnung sofort der unterschiedliche Zuckeranteil auf, beim Konkurrenz-Label aber nur knapp 26 Prozent.

"Die Kennzeichnung der Industrie ist oft eine legale Form der Verbrauchertäuschung, die Ampel dagegen funktioniert", fasst der stellvertretende Foodwatch-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt die GfK-Studie zusammen.

Als erstes müsse sie die geplante europäische Regelung verhindern, mit der Ampel-Kennzeichnungen sogar auf nationaler Ebene verboten werden sollen.

"Grünes Licht für die Ampel", die als erster Hersteller die Firma Frosta einführte, fordert auch der Bundesverband der Verbraucherzentrale (vzbv).

"Wir brauchen dringend eine transparente und leicht verständliche Information über den Nährwertgehalt von Lebensmitteln. Laut Bundesregierung ist jeder zweite Erwachsene übergewichtig, 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen ebenfalls", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

"Eine vereinfachte Kennzeichnung ist gut", betont auch Antje Gahl. "Allerdings ist die Nährwert-Ampel ein Kompromiss zwischen pauschaler und ausführlicher Verbraucher-Information", so die Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn.

"Die Ampel kann nur vorgefertigte und zusammengesetzte Produkte wie zum Beispiel Tiefkühl-Pizzen oder Schokolade vergleichen. Eine Information über das komplexe Thema Qualität von Lebensmitteln kann sie nicht geben", fürchtet die Ernährungswissenschaftlerin.

Vorteil aber: Die "Ampel"-Angaben beziehen sich konstant auf 100 Gramm, weisen hier die wichtigsten Eckdaten zum Nährwertgehalt (Fett, gesättigte Fette, Zucker, Salz sowie Kalorien) aus. Eingestuft wird die gesundheitliche Bedenklichkeit in die Signalfarben rot, gelb oder grün.

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