Tödliche Verirrung: Pottwal strandet vor Pellworm

Pellworm/Meldorf (dpa) - Er war jung, riesig und hat sich wohl verirrt: Ein 15 Meter langer Pottwal ist vor der Nordseeinsel Pellworm gestrandet, aber wahrscheinlich war er da schon tot.

Der Kadaver wurde ans Festland geschleppt und am Dienstag im Meldorfer Hafen (Schleswig-Holstein) aus dem Wasser gezogen. „Man wird versuchen, die Todesursache herauszufinden“, sagte der Walexperte der Nationalparkverwaltung, Thomas Borchardt. Immer mal wieder verirren sich Pottwale in die Nordsee. Lärm, Schadstoffe oder die Sonne werden unter anderem dafür verantwortlich gemacht.

Ein Fischer hatte am Montag den toten Pottwalbullen auf einer Sandbank rund 1,5 Seemeilen westlich von Pellworm entdeckt. „Der hat sich wahrscheinlich verschwommen“, sagte Borchardt. Das Tier sei ungefähr 20 Jahre alt gewesen, sonst werden Pottwale etwa 60.

Am Abend noch zog die Wasserschutzpolizei den Koloss mit Leine und Schlauchboot ins Wasser. „Wir mussten ein bisschen aufs Wasser warten“, Wolfgang Boe. Die „Oland“, ein Vermessungsschiff des Landesbetriebs Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz, steuerte dann mit dem Tier im Schlepptau auf Meldorf zu.

Dort sollten Mitarbeiter des Büsumer Forschungs- und Technologiezentrums Westküste (WTZ) zunächst die Elfenbeinzähne des Wals entfernen und sicherstellen. In den kommenden Tagen soll das Tier zerlegt werden. Der Pottwalbulle ist den Angaben zufolge vermutlich seit gut einer Woche tot. Wohin der Wal kommt, ist noch unklar. „Wir suchen bundesweit, ob Museen oder zoologische Gärten interessiert sind“, sagte Borchardt.

An Schleswig-Holsteins Westküste strandeten der Nationalparkverwaltung zufolge zuletzt im Januar 2002 drei Tiere. Wale wandern im Winter aus dem Eismeer bei Grönland in den südlichen Atlantik. Einige von ihnen geraten dabei in die Nordsee und das Wattenmeer - ein tödlicher Irrweg. Denn das Wasser ist flach, die Orientierung über das Echolot funktioniert nicht mehr. „Da geraten sie in eine Mausefalle“, sagt der Physiker Klaus-Heinrich Vanselow vom WTZ der Kieler Christian Albrechts Universität.

Er hat sich mit den Walstrandungen in den letzten 300 bis 400 Jahren beschäftigt. Als eine mögliche Ursache sieht er das Wechselspiel zwischen der Sonne, dem Magnetfeld der Erde und den Tieren. Die Sonne stößt ab und zu stärkere Sonnenwinde aus als sonst; sie ist also aktiver. „Das verändert das Magnetfeld ganz leicht für einige Tage“, sagt Vanselow. „Das kann dazu führen, dass die Tiere sich kurzzeitig nicht zurechtfinden.“

Auch der zunehmende Lärm durch Schifffahrt, Ölförderung und Sonare zur Schallerkundung in den Meeren gilt als Grund: Pottwale nutzen ihre Echoortung zur Orientierung in den dunklen Gewässern. Menschliche Lärmquellen können sie aber durcheinanderbringen oder im schlimmsten Fall Gehörschäden verursachen, sagt Hendrik Brunkhorst von der Nationalparkverwaltung. Schadstoffe, die die Tiere krank machen, könnten aber ebenfalls für eine schlechte Orientierung verantwortlich sein.

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