Moor kaufen: Touristen sollen beim Klimaschutz helfen

Bremen (dpa) - Wer eine Reise tut, der schadet auch der Umwelt. Ob mit dem Auto, der Fähre oder dem Flugzeug - immer wird klimaschädliches CO2 ausgestoßen. Dafür können Touristen einen Ausgleich leisten.

Sie können ein Stück Moor kaufen, das wieder vernässt wird.

Wer in den Urlaub fliegt, kann sein schlechtes Gewissen mit Klimazertifikaten beruhigen. Als Ausgleich für das ausgestoßene Kohlendioxid spendet man Geld, das zum Beispiel für den Ausbau der erneuerbaren Energien fließt. Doch auch bei der Reise an die Nordsee können Touristen jetzt etwas für die Umwelt tun. Sie können symbolisch ein Stück Moor erwerben, das wieder vernässt wird. Möglich machen das „Moorland“-Zertifikate, die seit wenigen Tagen in vielen Tourismuszentralen Niedersachsens und im Internet erhältlich sind.

Ein Zertifikat kostet 20 Euro und entspricht etwa einer Tonne klimaschädlichem CO2. „So viel verursacht eine Familie bei einem Standardurlaub an der Nordsee“, sagte Martin Rode vom BUND in Bremen. Die Umweltschützer haben „Moorland“ mit der Bremerhaven Touristik und anderen Anbietern in der Metropolregion Bremen-Oldenburg auf den Weg gebracht. „Wir wollten etwas schaffen, dass sich jeder angucken kann“, sagte Rode. Denn viele Projekte zur Klimakompensation richten sich an Länder in Afrika, Asien oder Südamerika.

Rund 2600 Zertifikate geben die „Moorland“-Organisatoren für das Dorumer Moor aus, das südlich von Bremerhaven liegt. Ist der Großteil verkauft, werden fast 230 000 Quadratmeter geflutet. Später sollen weitere Flächen dazukommen, zum Beispiel im Kreis Diepholz. Ähnliche Zertifikate, „Moorfutures“ genannt, bieten seit Herbst 2011 bereits Mecklenburg-Vorpommern und seit vergangenem Jahr Brandenburg an.

Moore sind wichtige Kohlenstoffsenker. Doch wenn diese entwässert werden, zersetzt sich die Torfschicht und große Mengen CO2 und andere Treibhausgase entweichen in die Atmosphäre. „Eine Wiedervernässung stoppt diesen Prozess“, erläuterte Rode.

Das erste „Moorland“-Zertifikat ging bereits vor drei Wochen in Bremerhaven an einen prominenten Gast: an Bundespräsident Joachim Gauck. Der offizielle Verkauf hat gerade begonnen. Etwa 50 Moor-Stücke hätten bereits einen neuen Besitzer gefunden, sagte Franziska Stenzel von der Bremerhaven Touristik.

Potenzial gibt es in der Region genug: Im vergangenen Jahr besuchten mehr als 1,5 Millionen Touristen Bremerhaven. Die Region Bremen-Oldenburg, die von Cuxhaven bis Osnabrück reicht, kam 2012 nach eigenen Angaben auf knapp 12 Millionen Übernachtungen.

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