Die Ambrosia ist keine Götterspeise

Braunschweig/Friedberg (dpa/tmn) - In der griechischen Mythologie macht eine Speise namens Ambrosia die Götter unsterblich. Für viele Menschen ist die Pflanze Ambrosia aber nur eine Plage. Denn sie löst heftige allergische Reaktionen aus.

Mit der göttlichen Speise „Ambrosia“ aus der griechischen Mythologie hat die Pflanze, die diesen Namen trägt, wenig zu tun. Sie ist nicht süß und bringt auch nicht Unsterblichkeit - das Unkraut quält immer mehr Allergiker und plagt Landwirte mit Ernteausfällen. Denn Ambrosia verbreitet sich immer weiter. Schuld ist unter anderem das Vogelfutter.

„Rund um das Vogelhäuschen und unter Sträuchern, in die man im Winter Meisenknödel gehängt hat, finden Hobbygärtner im Frühsommer Sämlinge der beifußblättrigen Ambrosia“, sagt Beate Alberternst von der Projektgruppe Biodiversität und Landschaftsökologie in Friedberg. „Mehrere Jahre können die Samen keimfähig im Boden schlummern, so dass man die Plätze über Jahre kontrollieren muss.“

Die etwa fünf Millimeter großen Ambrosia-Samen findet man im Vogelfutter, weil die Fruchtstände des einjährigen Ackerunkrauts zusammen mit den Sonnenblumen reifen und geerntet werden. Eine Vermischung ist kaum zu verhindern. „Das Vogelfutter ist in den letzten Jahren schon deutlich sauberer geworden“, sagt Alberternst. Aber selbst bei Produkten, die als „frei von Ambrosia-Samen“ gekennzeichnet wären, würden bei Stichproben Verunreinigungen gefunden. Daneben wird die Pflanze durch landwirtschaftliche Maschinen verbreitet, die die Samen durch die Luft wirbeln.

„Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die beifußblättrige Ambrosia, botanisch Ambrosia artemisiifolia, in Deutschland bekannt“, sagt Uwe Starfinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Julius-Kühn-Institut in Braunschweig. „Mit Kleesaat und Getreide sind die Samen einst aus Amerika nach Europa eingeschleppt worden.“ Die Ausbreitung in Europa setzte aber erst mit dem nun stattfindenden Klimawandel richtig ein.

Denn besonders in warmen Monaten finde die Pflanze optimale Bedingungen, um sich zu vermehren, sagt Starfinger. Das Ackerunkraut ist wenig wählerisch und gedeiht auf feuchten Böden genauso wie auf trockener Erde. Brachflächen besiedelt es bevorzugt, da es dort wenig konkurrierende Pflanzen gibt. „Gräser und eine gezielte Bepflanzung können das Ackerunkraut verdrängen, aber man muss sich immer bewusst sein, dass die Samen im Boden sehr lange keimfähig bleiben.“

In Ungarn, Italien und im östlichen Frankreich wird die Ambrosia schon zur Plage: Die Länder melden Ernteeinbußen bei Soja, Mais und Sonnenblumen. Die Ambrosia hat keine auffälligen Merkmale, an denen sie leicht auszumachen und somit zu vernichten wäre. Sie hat sogar Doppelgänger und wird mit dem gewöhnlichen Beifuß, Wermut und der wilden Möhre verwechselt. „Sind die Blätter unterseits grün und der Stängel deutlich abstehend behaart, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es sich um eine Ambrosia handelt“, sagt Alberternst.

„Um die Ambrosia im Garten zu vernichten, reißt man sie mit der Wurzel vor der Blüte aus“, rät die Expertin. „Hat sich bereits der kandelaberartig verzweigte Blütenstand gebildet, muss man zunächst den Blütenstiel abschneiden und mit dem Restmüll entfernen. Nach dem Rückschnitt wird auch die Wurzel ausgerissen, denn die Pflanzen regenerieren sich schnell.“

Wer empfindlich ist, sollte Handschuhe anziehen, da es hin und wieder zu Hautreaktionen komme, rät Alberternst. Allergiker sollten sich unbedingt Hilfe holen, denn die gesundheitliche Belastung durch die Pollen ist erheblich. „Eine geringe Konzentration von fünf bis zehn Körner pro Kubikmeter Luft reicht aus, um allergische Reaktionen auszulösen“, sagt Starfinger.

Normalerweise nehme spätestens im August die allgemeine Pollenbelastung der Luft ab, so dass Allergiker aufatmen könnten, sagt Starfinger weiter. Doch die Ambrosia, die zu den Windbestäubern zählt, bilde von Juli bis September große Mengen an Pollen, die durch den Wind über weite Entfernungen transportiert werden könnten. „Man kann also von den Symptomen der Allergie geplagt werden und 200 Kilometer von der nächsten Pflanze entfernt sein.“

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