Neuartige Vinylböden bieten mehr Möglichkeiten

Münster (dpa/tmn) - Über die Gestaltung des Bodens machte sich beim Einrichten lange Zeit kaum jemand Gedanken. Meist wurde im Wohnraum Holz verlegt, abhängig vom Geldbeutel Parkett, Dielen oder Laminat.

In Bad und Küche gab es leicht zu reinigende, wasserabweisende Fliesen. In einigen Großstadtlofts geben sich die designaffinen Bewohner mit kargem Estrichboden zufrieden.

Elastische Beläge, dazu gehören solche aus Kunststoffen wie Polyvinylchlorid, als PVC bekannt, sowie aus Kautschuk oder Linoleum, interessierten Privatpersonen weniger. Die Produkte hatten oft nicht den besten Ruf. Vor allem die Diskussion um angebliche gesundheitsschädliche Weichmacher verunsicherte die Verbraucher. Heute sind PVC-Böden vielfach geprüft, brauchen eine CE-Kennzeichnung sowie eine baustoffliche Zulassung. Schadstoffbelastete oder gesundheitsgefährdende Produkte schaffen es nicht mehr in den Markt.

Die elastischen Beläge gelten als strapazierfähig, langlebig und einfach zu pflegen. „Deshalb werden sie oft in Bürogebäuden, Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen eingesetzt“, erklärt Hans Joachim Schilgen, Geschäftsführer des Fachverbands der Hersteller elastischer Bodenbeläge in Münster. Aber auch zu Hause? Hier kommt eine neuartige Variante zum Einsatz: Luxury Vinyl Tiles, kurz LVT.

Seine Stärke: Der Belag wirkt nicht mehr wie ein elastischer Bodenbelag. Die Hersteller imitieren damit zum Beispiel täuschend echt Fliesen, Holz- oder Betonböden. Die LVT sind mehrschichtig aufgebaut - so können die Hersteller die Oberflächen vielfältiger gestalten, ihnen teils sogar fühlbare Strukturen zu geben. Das Unternehmen Li & Co. spachtelt eine dünne mineralische Schicht auf die Oberfläche und versiegelt diese mit Kunstharz. Der Boden sieht dadurch aus wie Beton, und er fühlt sich nach Angaben des Unternehmens auch so an. Der Hersteller Nox Corporation stellt zum Beispiel PVC-Böden in Teppich- oder in Holz-Optik her.

Für den Architekten Roberto Palomba, Trendexperte der Bodenbelagmesse Domotex in Hannover, ist genau das der große Vorteil der LVT. Viele Verbraucher wollen möglichst natürlich wirkende Materialien im Haus haben. Doch: „Wir können nicht alle Böden aus Marmor oder Vollholz herstellen“, erklärt er. „Das wäre viel zu teuer und eine unverantwortliche Verschwendung natürlicher Ressourcen.“

Ein weiterer Vorteil von LVT-Belägen gegenüber den traditionellen elastischen Böden ist, dass sie sich in vielfältigeren Mustern verlegen lassen. Denn LVT kommen nicht von der Rolle, sondern in Rechtecken wie Fliesen oder in Plankenform wie Parkett. Für den Industrie- und Produktdesigner Stefan Diez, Vorsitzender der Jury für den Innovationspreis der Domotex 2015, ist das der entscheidende Punkt: „Als Designer interessieren mich weniger Produkte, die Holz oder andere Naturmaterialien imitieren, sondern solche mit individuellen Gestaltungsmöglichkeiten.“

„Klassisch verlegen die Arbeiter elastische Bodenbeläge immer vollflächig mit Kleber auf glattem Untergrund“, erklärt Schilgen. Die LVT-Beläge brauchen ebenso einen glatten Untergrund. „Sie können aber auch - je nach Ausrüstung - ohne Kleber auskommen.“ Die Hersteller bieten ähnlich wie beim Laminat oder Fertigparkett hierfür verschiedene Verlegesysteme an. Es gibt Klick-Systeme zum Verbinden der Planken. Andere LVT-Varianten haben eine Haftschicht.

Die Mehrschichtigkeit des Produktes verbessert auch die Eigenschaften. Viele Produkte sind wasserdicht und können so auch in Küche und Badezimmer liegen. Manche Hersteller produzieren Beläge, die resistent sind gegen Pilze, Keime und Bakterien. Aber die neuen Produkte haben auch einen Nachteil: Aufgrund ihres Aufbaus sind die Beläge in Plankenform im Vergleich zu traditioneller Rollenware aufwendiger zu fertigen - und deshalb auch teurer.

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