Lösungen für drei Probleme in offenen Wohnräumen

Köln (dpa/tmn) - Eine Küche wird immer häufiger ohne Trennwände zum Ess- und Wohnzimmer gebaut. Erst mit der Zeit stellen die Bewohner fest: Das großzügige Wohngefühl bringt auch Nachteile mit sich.

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Es ist laut, ab und an fehlt Privatsphäre. Und nun?

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Eine zum übrigen Wohnraum hin offene Küche ist bei Neubauten fast schon Standard. Von mehr als 90 Prozent der Grundrisse geht der Verband der Deutschen Möbelindustrie aus. Und er verweist auf eine Emnid-Studie, wonach 2012 schon 27 Prozent aller deutschen Haushalte offene Küchen hatten. Denn auch beim Sanieren und bei Umbauten werden häufig Wände herausgerissen. Tendenz steigend.

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Das verändert die Ansprüche der Bewohner an ihre Möbel und Haushaltsgeräte. Denn in einem großzügigen Wohnraum ohne schützende Trennwände zu wohnen, ist nicht immer Luxus, sondern manchmal auch ganz schön nervig. Die Gerätehersteller und Möbeldesigner registrieren das und bieten Lösungen an. Ein Überblick:

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Es ist laut: Der Geschirrspüler scheppert und verbreitet ein dumpfes Rauschen, die Waschmaschine brummt vor sich hin. Normalerweise würde man die Tür zur Küche zumachen - aber im offenen Grundriss gibt es weder Türen noch Wände zur Küche. Und nun?

„Die Haushaltsgeräte müssen leise sein, das betrifft vor allem Dunstabzugshauben und Spülmaschinen in der Küche“, erklärt Kirk Mangels, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche. Flüsterleise Geräte bringen immer mehr Hersteller auf den Markt. Bei manchen Geschirrspülern sind nur noch 38 Dezibel zu hören.

Aber auch Schubladen sollen sich leise schließen, Schranktüren nicht zuschlagen können. Quasi Standard ist im Wohnraum bereits eine verzögerte Automatik der Scharniere. Sie bremsen den Schwung des Zustoßens ab und lassen die Türen und Laden langsam in ihre geschlossene Position fahren - einen lauten Knall gibt es da nicht mehr. Auch das setzt sich bei neuen Küchen inzwischen durch.

Es wirkt steril: Die Wohnküche war lange kein Thema mehr, das Zimmer galt als Werkraum. Viele kühl und steril wirkende Materialen wurde verwendet. Aber nun soll die Küche als Teil des Ess- und Wohnzimmers wahrgenommen werden. Das bedeutet: Küchenmöbel und -geräte müssen sich auch optisch in das gemütliche Ambiente einfügen.

Daher warben auch Hersteller für in jüngster Zeit neu auf den Markt gekommene Küchengeräte damit, dass ihr Edelstahlanteil gering sei - eine ungewöhnliche Trendwende. Aber Unternehmen fragen stets nach der Akzeptanz bestimmter Materialien und Formen ihrer Geräte bei Käufern. Solche Nutzerstudien haben gezeigt, dass Küchengeräte mit weniger Anteilen Edelstahl eine höhere Akzeptanz bei den Konsumenten hätten, erläutert Gerhard Nüssler, Chefdesigner der Siemens-Electrogeräte.

So sieht das auch sein Kollege Robert Sachon von Robert Bosch Hausgeräte: Statt Edelstahl seien schwarzes oder weißes Glas an den Geräten gefragt. Die Entwicklung gehe weg vom Ofen, der als Werkzeug wahrgenommen wird.

Auch bei den Schränken tut sich etwas: Sie nähern sich optisch immer mehr den Wohnzimmer-Möbeln an. Die Griffe für Schubladen und Schränke verschwinden, man muss nur noch auf die Türen drücken und sie öffnen sich.

Immer mehr Küchenhersteller inszenieren ihre Schrankkombinationen auch gemeinsam mit schlichten, offenen Regalbrettern, wie man sie aus anderen Zimmern kennt für Bücher, Dekorationen und Krimskrams. „Sie ersetzen die Oberschränke und lassen die Küche wohnlich wirken“, erklärt Jörg Overlack vom Kücheneinrichter SieMatic. In einer sehr durchgestylte Küche zeigen Töpfe, Schüsseln oder aufgestapelte Teller im offenen Regal auch an, hier kocht tatsächlich jemand.

Privatsphäre fehlt: Ein weiteres Problem offenbaren diese Grundrisse erst nach einiger Zeit. Viele vermissen dann doch die Privatsphäre, die Wände und Türen bieten, erläutert Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie. „Und es fehlen klare Funktionsbereiche.“ Die Designer stellen fest: „Die Menschen haben die Wände herausgerissen, plötzlich stehen sie da und wollen wieder Trennwände“, erklärt Bernd. D. Ehrengart, Inhaber des Raumausstatters Lambert. Die Lösung sind für ihn flexibel einsetzbare Raumteiler.

Das können mobile Kommoden und Bücherregale auf Rollen sein, die man dahin schiebt, wo sie in dem Moment gebraucht werden. Oder eben Dekorationen, die für Trennung sorgen wie von der Decke hängende Gegenstände. Immer mehr werden auch Regalwände oder Küchenbuffets wie aus Omas Zeiten als Solitäre angeboten - das bedeutet, sie sind dafür gedacht, mitten im Raum zu stehen und ein Hingucker zu sein. Alternativ bieten sich Vitrinenmöbel mit Glaswänden zu allen vier Seiten an - sie trennen zwar ab, lassen aber immer noch Durchblick und viel Platz für Dekorationen zu, erklärt Ehrengart.

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