Die Zukunft im „Smart Home“ ist schon Gegenwart

Berlin (dpa/tmn) - Haus schnappt Einbrecher - diese Schlagzeile liest man immer mal wieder. Schlaue Technik registriert während des Urlaubs der Bewohner, dass jemand die Tür öffnet und alarmiert den Bewohner auf dem Handy.

„Smart Homes“ können aber noch viel mehr.

Im Keller brummt die Heizung plötzlich, am Hauseingang geht das Licht an. Und im Wohnzimmer fahren die Rollos runter - wie von Geisterhand. Hier wird kein Horrorhaus beschrieben, sondern für viele der Traum vom modernen Wohnen. Ein Haus, das sich selbst steuert, Raumklima und Wärme reguliert und Einbrecher in die Flucht jagt. Das „Smart Home“, das schlaue Haus kann das alles.

So funktioniert es: Einzelne Elektrogeräte, etwa der Motor im Fensterrollo und die Lichttechnik, sind computerprogrammiert und vernetzt. Sie werden auf bestimmte Uhrzeiten und gewünschte Raumbedingungen programmiert. Alternativ haben die Bewohner aber noch die Schalter am Gerät oder an der Wand zum Steuern.

Dass die Technik zusammenkommt, sichert ein gemeinsamen System. Es nennt sich LCN, Homematic oder KNX. Hinter letzterem verbirgt sich ein weltweiter Standard für Geräte. „Rund 300 Hersteller wie Siemens oder Cisco unterstützen diesen“, erläutert Ralf Engels vom Automationsanbieter Gira. „Aber auch der deutsche Mittelstand ist dabei, viele Schalterhersteller etwa.“ Es ist, als würden die Geräte eine gemeinsame Sprachen sprechen. Der Verbraucher braucht nur eine Betriebssoftware, die das Gesprochene zusammenbringt.

Das kann so aussehen: Ein Sensor am Fenster registriert starke Sonneneinstrahlung, er leitet diese Information weiter, die Steuerung der Heizung vernimmt sie, reagiert darauf und stellt die Temperatur niedriger. Zugleich fahren die Jalousien herunter. Grundsätzlich bedeutet Smart Home aber, dass das Haus schon weiß, was der Verbraucher will. Es gibt Grundeinstellungen. „Man möchte etwa 22 Grad um 7.00 Uhr im Bad und dann abends um 22.00 Uhr wieder. Das heißt, den Rest des Tages kann die Temperatur automatisch gesenkt werden“, sagt Sebastian Domin vom Anbieter P2 Medientechnik & Gebäudeautomation.

Der Markt wächst an Ideen und Produkten, die immer mehr möglich machen. Etwa einen Paniktaster am Bett. Wer ein Geräusch hört und einen Einbrecher vermutet, kann mit einem Knopf das komplette Haus erleuchten.

Dass immer mehr Hausbesitzer sich für die schlaue Technik interessieren, liegt auch an der Energiewende. „Denn einer der großen Vorteile des vernetzten Zuhauses sind Ersparnisse bei Strom und Heizungsenergie“, sagt Uwe Rohrbach vom Anbieter Bus-Profi Gebäudeleittechnik. „Eine gute Dämmung reicht irgendwann nicht mehr - man kann das Haus nicht noch dicker einpacken“, ergänzt Gira-Vertreter Engels. „Der nächste Schritt geht über das Nutzungsverhalten.“

Vernetzt werden die Geräte über Leitungen - in einem Neubau ist es kein Problem, genug davon zu integrieren. Im Altbau, der nicht von Grund auf saniert wird, sind Funksignale eine gute Alternative, erläutert Domin. Auch über das häusliche Stromnetz können Signale gesendet werden - Powerline nennt sich die Technologie.

Das klingt aufwendig und - mit schicken Touchpanels zum Bedienen in der Wand - teuer. Das ist es im Vergleich zur herkömmlichen Installation aber nicht. Für ein neu gebautes Familienhaus mit 150 Quadratmetern rechnet Domin für die konventionelle Elektroinstallation mit 10 000 bis 13 000 Euro. Die schlaue Variante von Heizung, Licht und Beschattung sei ab circa 13 000 Euro erhältlich - und bringe 20 bis 30 Prozent mögliche Energieeinsparung. Engels rechnet mit einem Aufpreis auf die konventionelle Technik von 4000 bis 5000 Euro. „Aber natürlich gibt es kein Haus von der Stange.“

Während der Markt von netzfähigen Einzelgeräten überschwemmt wird, gibt es vergleichsweise wenig Firmen, die sich um die Vernetzung kümmern. „Grundsätzlich ist der Elektroinstallateur der erste Ansprechpartner. Aber nicht jeder kennt sich mit dem sogenannten Bussystem aus“, berichtet Engels. Bei seinem Unternehmen melden sich daher häufig künftige Häuslebauer, die sich selbstständig übers Internet und diverse Blogs schlaugemacht haben. Gira plant dann alles und schickt extra geschulte Elektriker. Andere handhaben es anders.

Wer etwas ändern will, ruft in der Regel den Profi an, sagen die Experten. Wenige basteln selbst immer mal wieder an den Einstellungen herum und verändern etwas. „Auch die Fernsteuerung über Apps und Computer ist noch so etwas wie Luxus, das wollen nicht alle“, sagt Engels.

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