Haus- und Gartentrends 2017 Ameisen - Nützling und Schädling zugleich

Wer Ameisen in seinem Garten zu Besuch hat, ist oft wenig erfreut. Dabei können sie für die Pflanzen von großem Nutzen sein.

Haus- und Gartentrends 2017: Ameisen - Nützling und Schädling zugleich
Foto: Richard Bartz

Düsseldorf. Ameisen sind nicht gerade die beliebtesten Besucher im Garten, so viel steht fest. Sie krabbeln auf alles und jeden, können beißen, stechen oder Säure verspritzen und knabbern vor allen Dingen alles Süße, etwa das Stück Sonntagskuchen an. Und spätestens, wenn sie den Kühlschrank oder die Vorratskammer im Haus entdeckt haben, fängt der Ärger erst richtig an. Jedoch: Ameisen sind auch sehr nützliche Tiere, sie schützen sogar die Pflanzen im Garten. Das sorgt für ein Dilemma: Ist es in Ordnung, ein Ameisenvolk im Garten auszurotten? Oder gibt es Alternativen?

Fragt man Dr. Herbert Stuckstedte, den zweiten Vorsitzenden der Ameisenschutzwarte NRW, so sollte man nicht sofort zum Giftspray greifen. „Vor allen Dingen die Waldameise ist schützenswert“, sagt er. Die sei zwar seltener in Gärten vertreten, trotzdem komme das vor. Sie ist größer als die normale Wiesenameise und vor allem daran zu erkennen, dass sie ihre Nester als richtige Hügel baut. Aus Ästen, Tannennadeln und Steinchen. „Dieses Tier ist enorm wichtig für das Ökosystem Wald. Wo sie heimisch ist, kommt es fast nie zu Kalamitäten durch den Befall des Borkenkäfers oder anderen Schädlingen“, erklärt der Experte. Außerdem diene sie vielen Vogelarten als Nahrung. Für den Wald ist sie unverzichtbar.

Zur Nahrung von Ameisen gehören vor allen Dingen Läuse, zum Beispiel Blattläuse. „Das macht auch die normalen Ameisen zu Nützlingen im Garten“, so Stuckstedte. Gleichzeitig seien sie aber für das Empfinden der Menschen Schädlinge, dafür habe er Verständnis. Bei kleinen Kindern könnten schon mal Tränen kullern, wenn sie Ameisen anfassten. Die kleinen Ameisen im Garten haben einen Stachel, mit dem sie stechen. Gefährlich sind die Tiere aber nicht, wenn keine Allergien vorliegen. Was also tun gegen zu viel Gekrabbel im Garten?

Zum einen gibt es da Hausmittel. Ameisen mögen keinen Zimt, den als Absperrung auszustreuen, ist allerdings nur selten von Erfolg gekrönt. Backpulver — zwecks Anlockens mit Zucker zu vermengen — macht den Insekten den Garaus, ist aber ebenfalls nicht hundertprozentig wirksam. Das ist bei den Sprays und Gieß- und Streumitteln, die direkt auf die Nester aufgebracht werden können, anders. „Ameisen sitzen oft in Fugen und unter Steinplatten“, weiß Stephanie Ilbertz-Windhövel, Geschäftsführerin der Gärtnerei Böhmann-Ilbertz in Düsseldorf. „Der Giftstoff tötet die Insekten, ist aber für die Umwelt oder Menschen nicht gefährlich.“ Das gelte natürlich nur für die im Garten ausgebrachten Mengen, Kinder müssten unbedingt von den Behältnissen ferngehalten werden. Kochendes Wasser töte die Tiere ebenfalls. Stephanie Ilbertz-Windhövel betont jedoch, dass Ameisen auch sehr nützliche Tiere seien. „Sie tauchen vor allen Dingen da auf, wo es einen Befall von Blattläusen oder anderen Läusen gibt. In gewisser Weise sind sie die Gartenpolizei.“

Nicht nur das hält Herbert Stuckstedte den Krabbeltieren zugute: „Sie wälzen den Boden um, tragen Samen weiter und dienen wie die Waldameisen vielen Tieren als Nahrung.“ Manche Ameisen-Arten, etwa die winzigen Pharaoameisen, seien jedoch eine gesundheitliche Bedrohung. Die müsse in jedem Fall ein Kammerjäger bekämpfen.

Letztlich müsse jeder selber entscheiden, so Stuckstedte, wie er mit den Gästen in seinem Garten verfahre. Nur bei den Waldameisen hofft er darauf, dass die Menschen sich bei der Ameisenschutzwarte melden, die sich dann der Umsiedelung annimmt.

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