Warnung vor Johanniskraut aus Discountern

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Eigentlich soll Johanniskraut die Stimmung aufhellen: Doch eine Studie lässt einem das Lachen vergehen. Demnach gibt es bei den freiverkäuflichen Präparaten erhebliche Qualitätsunterschiede.

In den Johanniskraut-Präparaten einiger Discounter und Drogerien steckt eine minderwertige Variante des Johanniskrauts aus China - diese Mittel wirkten unter Umständen nicht und seien womöglich unverträglich. Zu diesem Schluss kommt eine Stichprobe des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker, deren Resultat die „Pharmazeutische Zeitung“ am Donnerstag (28. April) veröffentlichte.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände in Berlin kritisierte neben der geringeren Dosierung auch, dass die Produkte „hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit nicht untersucht“ seien. Das Risiko der Einnahme sei daher unklar. Der Leiter der Studie, Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, sagte dem Bericht zufolge: „Es ist absolut inakzeptabel und skandalös, dass es in Deutschland Produkte im Segment der traditionellen pflanzlichen Arzneimittel gibt, die mit Ramschextrakten aus China hergestellt werden.“

Prof. Susanne Alban vom Pharmazeutischen Institut der Christian-Albrechts-Universität in Kiel hat an der Analyse nicht mitgewirkt. Sie sagte, die mögliche Gefahr solcher Präparate könne zwar nicht verallgemeinernd beschrieben werden. Sie würde aber „jedem davon dringend abraten, so etwas einzunehmen“, fügte die Wissenschaftlerin hinzu. „Die Präparate werden ja in der Regel billiger angeboten. Irgendwo muss der Preisunterschied ja herkommen.“

Die Autoren der Studie schreiben über die Produkte, dass ihre Arzneimittelqualität als „nicht verkehrsfähig einzustufen“ sei. Die gesetzlichen Anforderungen für freiverkäufliche Arzneimittel seien nicht erfüllt, „denn die Extrakte hätten nur auf Basis umfassender eigener Belege zur Wirkung und insbesondere zur Sicherheit und Unbedenklichkeit zugelassen werden können“.

Laut dem Zentrallaboratorium wurden für die Stichprobe von 2009 bis 2011 sieben verschiedene Johanniskrautpräparate in Drogerien und Supermärkten gekauft und analysiert. Johanniskraut gilt als Stimmungsaufheller, der gegen leichte Depressionen helfen kann. Da ein solches Krankheitsbild allerdings auch der Vorbote einer ernsthaften Depressionskrankheit sein kann, raten Experten ohnehin zu ärztlicher Beratung und nicht zum Medikation in Eigenregie.

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