Ungewöhnliche Köstlichkeiten der Vegetariermesse

Wiesbaden (dpa) - Tofu-Schnitzel und Saft aus Salat: Deutschlands erste Vegetarier-Messe bietet ungewöhnliche Köstlichkeiten. Die „VeggieWorld“ kommt der steigenden Nachfrage nach fleischlosen Produkten entgegen.

Gummiartiger Tofu, dazu ein paar Sprossen - mit Askese muss vegetarische Kost nichts mehr zu tun haben. Zum Beweis haben die Aussteller bei der ersten vegetarischen Messe Deutschlands kistenweise Leckereien herbeigeschafft: Darunter Eis auf Sojabasis, Wurst aus Weizeneiweiß und Käse aus Reismehl. Tatsächlich: Die Besucher der „VeggieWorld“ (11. - 13. Februar) in Wiesbaden zeigten sich begeistert.

Sigrid und Kurt Feickert beispielsweise kannten zwar Tofu - doch Käse ohne Milch hatte das Ehepaar aus Becherbach in Rheinland-Pfalz bisher noch nicht probiert. Am Freitag (11. Februar) haben sie sich in Wiesbaden gleich damit eingedeckt. Vor allem aus gesundheitlichen Gründen: Sie halten milchfreien „Käse“ für verträglicher als das Original.

Oder die Wiesbadenerin Ingrid Pogge, die seit 30 Jahren Vegetarierin ist. Früher sei das sehr schwierig gewesen, „vor allem das Verreisen“. Doch heute gebe es eine große Auswahl an Produkten, sagt die 75-Jährige, und äußert sich begeistert über die Auswahl auf der Messe. Sie hat sich mit Sprossen für ihr Müsli eingedeckt.

Die kleine Vegetarier-Messe, die parallel zu einer großen Gesundheitsmesse läuft, dauert noch bis Sonntag. Träger ist der Vegetarierbund Deutschland (VEBU), der sich und den Vegetarismus nach dem Dioxin-Skandal und mehreren erfolgreichen Buchveröffentlichungen zum Thema im Aufwind sieht.

Etwa sechs Millionen Vegetarier leben einer Schätzung des Verbandes zufolge in Deutschland. Ganz auf tierische Produkte und Inhaltsstoffe verzichten demnach rund 600 000 Menschen - sie leben vegan.

Vegetarismus sei ein gefragter Lifestyle zurzeit, sagt VEBU-Geschäftsführer Sebastian Zösch. Mit dem Auftrieb in der Wiesbadener Messehalle zeigt er sich zufrieden, und kündigt an, nächstes Jahr wiederzukommen. Über weitere Messen in Köln und Münster im Herbst denke der VEBU gerade nach, sagt Zösch. In Wiesbaden sind rund 30 Aussteller vertreten, neben Lebensmittelproduzenten sind es Verlage, Autoren, ein Gemüseversand, eine vegetarische Restaurant-Kette sowie ein Anbieter von Rohkost-Seminaren.

Zum Renner entwickelt sich in der Messehalle ein Produkt aus der Schweiz: „Käse“ aus Reismehl, Kartoffelstärke und Nüssen. Das auch für Veganer geeignete Nahrungsmittel ist sogar zum Überbacken geeignet - und natürlich für Käse-Fondue, das Schweizer Nationalgericht.

Vor der Messe kam es zum Streit zwischen dem VEBU und der Veganen Gesellschaft Deutschland. Grund war der Auftritt eines großen Milchkonzerns auf der „VeggieWorld“, dem die Veganer-Vertretung Massentierhaltung vorwirft. Sie plant nun Anfang Oktober in Berlin eine eigene Messe. Zur „VeganFach“ sollen dann nur Biohersteller kommen dürfen.

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