Fragen und Antworten : Teurer Flop: Vorzeigestudie zu Prostatakrebs abgebrochen
Berlin (dpa) - Es sollte eine Vorzeigestudie über Prostatakrebs werden. Doch nach fast vier Jahren ziehen die Deutsche Krebshilfe und die Krankenkassen die Reißleine und brechen die Förderung der „Prefere“-Studie zur Bewertung der Therapien ab.
Sie hatten 25 Millionen Euro bis 2030 zugesagt. Einige wichtige Aspekte:
Was ist das für eine Studie?
Die Studie sollte mehr Klarheit bringen darüber, wie vergleichsweise leichter, früh diagnostizierter Prostatakrebs am besten therapiert wird. Zu Studienbeginn 2013 waren Superlative bemüht worden: Es sei die größte klinische Studie der Onkologie und das größte deutsche urologische Forschungsprojekt der vergangenen 50 Jahre.
Wie wollten Forscher die beste Behandlung finden?
Über vier Jahre wollten sie 7600 Patienten für die Studie gewinnen, sie behandeln und mehr als zehn Jahre beobachten. Vorgesehen war das Zulosen einer Therapie: Prostata-OP, Überwachung, Bestrahlung von außen beziehungsweise mit dauerhaft in der Prostata platzierten Strahlenquellen. Bis zu zwei Optionen konnten Patienten ausschließen. Unabhängig finanziert von Krebshilfe und Krankenkassen sollte „Prefere“ einen echten Erkenntnisgewinn bringen. Denn schon länger sagen Kritiker, dass vor allem wirtschaftliche Gründe für radikale OPs bei Männern mit Prostatakrebs sprächen.
Woran scheiterte die Studie?
Vor allem an der Teilnehmerzahl: Lediglich rund 340 Männer erklärten sich bereit. Hinzu kam, dass der überwiegende Teil dieser Männer die Standardtherapien abwählte, OP und äußerliche Bestrahlung. Für aussagekräftige Ergebnisse wären daher mehr Teilnehmer nötig gewesen. Auch unter Urologen, die das Konzept Patienten vermitteln sollten, gab es laut Förderern nicht ausreichend Unterstützer.
Lag es an der Therapie-Auslosung, dass kaum Patienten mitmachten?
Das ist umstritten. Die willkürliche Verteilung (Randomisierung) ist gängig in Studien. Sie soll möglichst gleiche Versuchsbedingungen schaffen und zu verlässlichen Ergebnissen führen. Vertreter der Krebshilfe werten dieses Vorgehen nicht als Hürde. Lothar Weißbach, Vorstand der Stiftung Männergesundheit, bezeichnete es hingegen als patientenfern und als nicht zielführend bei dieser Fragestellung. Er sagte, Ethikkommissionen hätten von Beginn an Veto einlegen müssen.