„Suchtmittel Nr. 1“: Weniger Jugendliche trinken Alkohol

Berlin (dpa) - Jahrelange Kampagnen gegen das Trinken scheinen bei Deutschlands Jugendlichen Wirkung zu zeigen - wenigstens ein bisschen. Ein Überblick über zentrale Trends aus der jüngsten großen Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:

„Suchtmittel Nr. 1“: Weniger Jugendliche trinken Alkohol
Foto: dpa

Wie weit verbreitet ist der Konsum riskanter Alkoholmengen?

Der Anteil mit selbst für Erwachsene als riskant eingestuften Trinkmengen ist seit 2010 fast unverändert. Damals waren 5,5 Prozent der 12- bis 17-Jährigen und 15,6 Prozent der 18- bis 25-Jährigen betroffen. Im vergangenen Jahr waren es 4,4 bzw. 16,1 Prozent. Als riskant gilt ein Standardglas bei Frauen, zwei bei Männern, also zum Beispiel ein Glas Wein beziehungsweise zwei Gläser.

Wie entwickelt sich das Komasaufen bei den Jugendlichen?

Mindestens einmal im Monat betrinken sich 14,6 Prozent der Jungs und 11,2 Prozent der Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren. 2010 waren das noch 20,4 bzw. 12,8 Prozent.

Wie ist die Lage bei den jungen Erwachsenen?

Hier trinken 44 Prozent der jungen Männer und 26,3 Prozent der jungen Frauen mindestens einmal im Monat mindestens fünf Gläser. 2010 waren es noch 49,5 bzw. 25,9 Prozent.

Wie hat sich der Erstkonsum entwickelt?

Das durchschnittliche Alter des ersten Alkoholkonsums ist über die vergangenen zehn Jahre um mehr als ein halbes Jahr auf 14,8 Jahre gestiegen. Der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, Raphael Gaßmann, merkt aber an: „Dies liegt immer noch deutlich unter dem gesetzlich zulässigen Alter des Erstkonsums von 16 Jahren.“

Wie bewertet die Bundesregierung die Ergebnisse?

Die Drogenbeauftragte Marlene Mortler spricht von einer „erfreulichen Entwicklung“. Allerdings meint sie, für Verharmlosung gebe es keinen Grund. Unbestritten ist ihre Bewertung von Alkohol als „Suchtmittel nummer eins“.

Was fordern Suchtforscher hinsichtlich der Altersgrenzen?

Gaßmann mahnt, das Jugendschutzgesetz nach dem Vorbild anderer europäischer Länder zu ändern: Jeglicher Verkauf von Alkoholika und Alkohol solle erst ab 18 Jahren erlaubt sein. „Der Unterschied zwischen Bier/Wein (ab 16 Jahren) und hochprozentigen Alkoholika (ab 18 Jahren) ist medizinische und gesundheitspolitisch nicht zu rechtfertigen.“

Was steht noch zur Debatte?

Weitere Einschränkungen bei der Werbung und vor allem höhere Steuern auf Alkohol. Denn während auf Branntwein dieselbe Steuer erhoben wird wie vor 25 Jahren, seien die Einkommen deutlich gestiegen. Folge: Auch viele Jugendliche können sich Alkohol mit dem Taschengeld leisten.

Was sagt Mortler zur Forderung nach höheren Steuern?

Sie zeigt sich offen: „Das steht leider nicht in unserem Koalitionsvertrag, aber ich bin da durchaus offen für die nächste Legislaturperiode.“

Wie ist die Lage beim Alkoholkonsum in Deutschland insgesamt?

Der Pro-Kopf-Konsum liegt seit 2007 unverändert nur knapp unter 10 Liter reinem Alkohol. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 6,2 Liter. Je nach Schätzung gibt es zwischen 80 000 und 120 000 Alkoholtote pro Jahr in Deutschland. Insgesamt gelten etwa 1,77 Millionen Erwachsene als alkoholabhängig.

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