So nehmen Sie Pillen richtig ein

Nicht nur der Zeitpunkt ist wichtig, auch das Alter der Patienten spielt bei der Dosierung eine Rolle.

<strong>Düsseldorf. Diese Situation kennt fast jeder: Der Arzt verschreibt ein Medikament und erklärt kurz, wie es der Patient einzunehmen hat. Spätestens in der Apotheke aber haben die meisten die Anordnungen wieder vergessen. Bleibt nur noch der Beipackzettel, den man in einer solchen Situation gründlich durchlesen sollte. Denn die Wirkung eines Medikamentes kann entscheidend von der richtigen Einnahme abhängen. "Grundsätzlich müssen Medikamente aufrecht eingenommen werden, sonst liegen sie zu lange in der Speiseröhre", sagt Allgemeinärztin Magdalena Bühler. Die erste Frage, die sich stellt: Soll ich meine Tablette vor oder nach dem Essen einnehmen? Hier hat immer der Arzt - oder eben der Beipackzettel - das entscheidende Wort. "Der Zeitpunkt hängt von der Zusammensetzung ab", sagt Bühler. Manche Wirkstoffe können den Verdauungstrakt reizen, wenn sie auf nüchternen Magen eingenommen werden. Deshalb sollten sie zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Bei Medikamenten, die schnell wirken sollen, wird die Einnahme auf nüchternen Magen empfohlen. "Nicht unmittelbar nach oder vor dem Essen bedeutet dabei etwa zwei Stunden vor oder nach einer Mahlzeit", so Bühler.

Getränke wie Cola eignen sich nicht für die Einnahme

Wer nichts falsch machen will, sollte seine Medikamente nur mit Wasser einnehmen. Kaffee, Cola, schwarzer Tee oder Fruchtsäfte können die Wirkung dagegen beeinflussen. Eisenpräparate beispielsweise sollten nicht mit Milch oder schwarzem Tee eingenommen werden, da diese Getränke im Darm eine Verbindung mit dem Eisen eingehen. Dadurch kann es im Darm nur schwer aufgenommen werden. Ein Glas Orangensaft begünstigt wegen des enthaltenen VitaminC dagegen die Aufnahme. Da die Einnahme von Medikament zu Medikament variiert, muss man sich unbedingt an den Beipackzettel halten. Werden eine oder mehrere Einnahmen vergessen, sollte man beim nächsten Mal nicht die doppelte Menge zu sich nehmen. Besser die Einnahme mit der verordneten Dosis fortsetzen. Aber auch hier ist es besser, den Arzt zu fragen. Bei Antibiotika ist die regelmäßige Einnahme besonders strikt zu sehen. Allgemeinärztin Bühler: "Der Rhythmus von acht Stunden muss eingehalten werden, damit der Wirkspiegel im Blut stabil bleibt." Auch Schmerztabletten müssen in einem bestimmten Rhythmus eingenommen werden.

Vorsicht bei der Verwendung von Beruhigungsmitteln

Bei älteren Personen arbeiten Leber und Niere - die beiden wichtigsten Ausscheidungsorgane des Körpers - häufig langsamer. Deshalb werden viele Medikamente verzögert ausgeschieden, ihre Wirkung kann länger anhalten. Der Arzt muss daher bei der Dosierung das Alter berücksichtigen. Besondere Vorsicht ist bei der Einnahme von Beruhigungs- und Schlafmitteln geboten, da eine zu hohe Konzentration von Wirkstoffen im Blut zu Unsicherheit beim Laufen und damit zu Stürzen führen kann. Wegen der veränderten Organfunktionen sind Ältere vielfach auch anfälliger für Nebenwirkungen. Ab dem 65. Lebensjahr muss die Dosierung deshalb in Abhängigkeit von der Wirkung in kürzeren zeitlichen Abständen immer wieder neu abgestimmt werden. Ein weiteres Problem im Alter sind eventuelle Hör- und Sehprobleme. Hat der Patient seinen Arzt richtig verstanden, kann er den Beipackzettel lesen? Allein schon aus diesen Gründen sollten Angehörige helfen, die Arznei richtig einzunehmen.

Einige Arzneimittelformen

Tabletten Sie zerfallen im Körper am schnellsten und setzen rasch ihren Wirkstoff frei. Tabletten werden schon im Magen zersetzt und über die Magenschleimhaut resorbiert, das heißt in die Blutbahn aufgenommen. Sie enthalten Füllstoffe wie Milchzucker und sogenannte Sprengmittel, die die Auflösung einer Tablette beschleunigen sollen. Daher ist es wichtig, dass Tabletten mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden.

Dragees und Filmtabletten Durch ihre glatte Oberfläche lassen sie sich gut schlucken. Die Schicht kann magensaftresistent sein, damit der Wirkstoff erst im Darm freigesetzt wird. Eine Drageehülle kann aber auch nur dazu dienen, die Geschmacksnerven vor dem schlechten Geschmack schützen. Sie werden am besten unzerkaut mit Flüssigkeit eingenommen.

Brausetabletten Sie werden zuerst in Wasser aufgelöst und dann getrunken. Mit Brausetabletten kann eine sehr schnelle Wirkung erzielt werden, da der Wirkstoff bereits in gelöster Form in den Körper gelangt.

Kapseln Diese Form besitzt eine Gelatinehülle, in der sich der feste, flüssige oder pastenartige Wirkstoff befindet. Kapseln können auch Wirkstoffpellets mit unterschiedlicher Freisetzungszeit enthalten. Sie nimmt man mit viel Flüssigkeit ein.

Tropfen Diese sind flüssig und haben eine hohe Konzentration an Wirkstoffen. Sie enthalten häufig Alkohol.

Salben Sie haben gegenüber Cremes einen höheren Fettanteil und eine zähere Konsistenz. Salbengrundlagen sind Vaseline, Kakaobutter oder Lanolin. Sie lassen sich mit Wasser nicht abwaschen und sind nur zur äußerlichen Anwendung gedacht.

Zäpfchen In der Regel sind sie zylinder- oder torpedoförmig geformt, damit sie leichter eingeführt werden können. Sie bestehen aus einer Substanz, die bei Körpertemperatur schmilzt und so den enthaltenen Wirkstoff freisetzt. Zäpfchen eignen sich gut zur Anwendung bei Säuglingen oder bei Patienten mit Neigung zum Erbrechen.

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