Mediziner wollen junge Arztmuffel online erreichen

Weimar (dpa) - Jugendliche sind Vorsorgemuffel. Um sie dennoch für gesundheitliche Fürsorge zu gewinnen, wollen Jugendärzte soziale Netzwerke im Internet stärker nutzen.

Kinder- und Jugendärzte setzen bei der gesundheitlichen Betreuung von Jugendlichen verstärkt auf soziale Netzwerke im Internet. „Gerade die Jugendlichen, die wir in unseren Praxen nicht erreichen, halten sich bei Facebook auf“, sagt der Bielefelder Mediziner Uwe Büsching. In sozialen Netzwerken könnten Angebote für diese Teenager geschaffen werden. Die Nutzung von neuen Medien und sozialen Netzwerken durch Jugendärzte ist eines der Themen, mit denen sich der 19. Kongress für Jugendmedizin in Weimar (1. bis 3. März) beschäftigt.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat bereits ein Beratungsangebot auf Facebook eingerichtet. Jugendliche gelten als ausgesprochene Arztmuffel, wie Kongressleiter Büsching sagte. Weniger als ein Drittel der 13- bis 17-Jährigen nutzten die für sie vorgesehenen Vorsorgeuntersuchungen. Dies betreffe vor allem Jugendliche aus einem schwierigen sozialen Umfeld. „Die Mittel- und Oberschicht sorgt schon dafür, dass ihre Kinder zum Arzt gehen.“ Ein soziales Netzwerk ersetze zwar nicht den Arztbesuch oder eine Behandlung. „Wir stellen im Internet keine Diagnose. Aber wir können signalisieren, wann ein Arztbesuch nötig ist.“

Die erste Resonanz von Jugendlichen auf das Angebot des Berufsverbandes war Büsching zufolge überwältigend. „Wir sind mit Anfragen von 12- bis 24-Jährigen regelrecht überhäuft worden.“ Offenbar habe die Anonymität des Internets Vorteile. „Die jungen Leute haben Fragen gestellt, mit denen sie sich vielleicht nie in eine Arztpraxis trauen würden.“ Für den Berufsverband sei dies eine Ermutigung, das Angebot weiterzuführen und qualitativ zu verbessern. Büsching: „Wir wollen verstärkt auch eigene Themen setzen, etwa körperliche Fitness, Sexualität oder Medienkompetenz von Jugendlichen.“ Dies seien auch die Themen, mit denen rund 11 000 Kinder- und Jugendärzte in Deutschland heutzutage in ihren Praxen konfrontiert würden.

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