Leben verlängern und Lebensqualität erhalten

Wiesbaden (dpa) - Mit dem steigenden Alter der Menschen wächst die Zahl derjenigen, die an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden. Doch Patienten mit Multimorbidität würden in wissenschaftlichen Studien noch zu wenig berücksichtigt

Dies kritisierte die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) beim 118. Internistenkongress in Wiesbaden. Den älteren Menschen müsse geholfen werden, aber Lebensverlängerung ohne gleichzeitige Erhaltung von Lebensqualität dürfe nicht das Ziel sein, sagte der DGIM-Vorsitzende Professor Joachim Mössner, Direktor der Klinik für Gastroenterologie am Universitätsklinikum Leipzig.

Zu erforschen seien vor allem die Risikofaktoren, die bei den einen Patienten eine Krankheit hervorriefen, bei anderen aber nicht. Als Beispiel nannte Mössner Altkanzler Helmut Schmidt: „Er ist mit 90 immer noch ein wandelndes Räucherstäbchen ohne Lungenkarzinom. Viele Raucher werden gar nicht erst so alt.“

Bei der Behandlung alter Menschen komme es darauf an, psychische oder körperliche Einschränkungen so lange wie möglich aufzuhalten, sagte Cornel Sieber vom Institut für „Biomedizin des Alterns“ der Uniklinik Erlangen-Nürnberg. Als Beispiel nannte er alte Patienten, die einen unsicheren Gang haben und deshalb oft stürzen. Dadurch entwickelten sich Angststörungen, die zu regelrechten Depressionen führen könnten. „Dieser Teufelskreis aus Medikation und Therapie ist irgendwann kaum noch zu bewältigen“, sagte Sieber.

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