Karies vermeiden: Kindergebiss vom ersten Zahn an putzen

Berlin (dpa/tmn) - Kleine Kinder sind zu selten beim Zahnarzt. Nur knapp ein Drittel der unter Sechsjährigen nimmt an der jährlichen Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt teil - das geht aus dem Zahnreport 2012 der Krankenkasse Barmer GEK hervor.

Wird ein Kindergebiss nicht vom ersten Zahn an gründlich gepflegt, kann das zu Schäden auch an den bleibenden Zähnen führen. „Mit dem Durchbruch des ersten Milchzahns sollten Eltern mit der Zahnbürste beim Kind anfangen“, sagte Prof. Dietmar Oesterreich von der Bundeszahnärztekammer in Berlin. Laut Barmer-GEK-Zahnreport 2012 werden Kleinkinder zu selten zum Zahnarzt gebracht - mit der Folge, dass fünf Prozent aller Zahnfüllungen auf Milchzähne entfallen.

Der erste Zahn erscheine meist mit dem sechsten Lebensmonat, erläuterte Oesterreich. Von diesem Zeitpunkt an bis zum zweiten Lebensjahr sollten Eltern einmal täglich die kleinen Beißer mit einem Hauch fluoridierter Kinderzahncreme bürsten. Zahncreme für Erwachsene ist höher dosiert und daher für Kinder bis zum sechsten Lebensjahr ungeeignet. Ab dem zweiten Lebensjahr empfehle es sich, zweimal täglich mit etwas Kinderzahnpasta zu putzen. „Fluoride wirken vor allem an der Oberfläche von Zähnen gegen Karies“, sagte Oesterreich.

Durch falsche Ernährungsgewohnheiten - zu viel süße oder saure Getränke - und mangelnde Zahnpflege komme es bei Kindern zwischen null und drei Jahren häufig zum sogenannten Nuckelflaschenkaries, kritisierte Oesterreich. Das heißt, vor allem die Frontzähne im Oberkiefer werden schnell von Bakterien zerstört. Die Beschwerden könnten von Schmerzen und Schwellungen über Abszesse bis hin zum Zahnverlust reichen. In der Folge sei das Risiko hoch, dass auch die bleibenden Zähne von Karies betroffen sind.

„Der Zahnschmelz der bleibenden Zähne ist in der Phase des Durchbrechens besonders empfindlich gegenüber Bakterien, er reift noch nach“, erläuterte der Zahnmediziner. Kariesbakterien, die sich in den ersten Lebensjahren eines Menschen überdurchschnittlich stark im Mund vermehren, hätten daher besonders leichtes Spiel, die neuen Zähne zu befallen. Ein gesundes Milchzahngebiss diene außerdem zum einen als Platzhalter für die zweiten Zähne und sei darüber hinaus wichtig für eine gute Sprachentwicklung.

„Schäden am Milchgebiss haben später häufig Schäden der bleibenden Zähne zur Folge“, erklärte der Autor der Studie, Professor Thomas Schäfer vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung in Hannover. Früherkennungsuntersuchungen bei Kleinkindern müssten daher gestärkt werden, vor allem bei sozial schwachen Familien und alleinerziehenden Müttern.

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