Jetzt mehr als 4000 Ebola-Tote

Genf (dpa) - Die Zahl der registrierten Ebola-Opfer in Westafrika ist auf mehr als 4000 gestiegen. Die drei am stärksten betroffenen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone meldeten bisher insgesamt 4024 Tote und 8376 Erkrankte, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Freitag in Genf mitteilte.

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Besonders dramatisch ist die Situation weiter in Liberia. Mehr als die Hälfte aller Opfer wurden dort verzeichnet. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

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In Guinea gibt es beim Kampf gegen die Seuche nach Auskunft der Organisation Ärzte ohne Grenzen Rückschläge. Vor einigen Wochen habe es zunächst Anzeichen für einen langsamen Rückgang der Neuinfektionen gegeben, die Hoffnungen auf ein absehbares Ende der Epidemie weckten. Doch derzeit erlebe die Hauptstadt Conakry wieder einen starken Anstieg von Ebola-Fällen, erklärte die Organisation. In dem Land begann im Dezember der bislang folgenschwerste Ebola-Ausbruch.

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Der Gesundheitszustand des aus Liberia eingeflogenen Ebola-Patienten im Leipziger Klinikum St. Georg war am Freitag unverändert. Es gelte der Stand vom Vortag, hieß es am Freitagmorgen. Die Ärzte hatten den Zustand des 56 Jahre alten UN-Mitarbeiters bei dessen Eintreffen als „hochgradig kritisch, wenngleich stabil“ bezeichnet. Der Mann war am Donnerstagmorgen in Leipzig eingetroffen und wird seitdem auf einer Sonderisolierstation behandelt.

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In Spanien wurde bei der Behandlung einer an Ebola erkrankten Pflegehelferin erstmals das Medikament „ZMapp“ eingesetzt. Eine Lieferung des experimentellen Mittels, dessen Vorräte als weitgehend erschöpft galten, sei aus Belgien gekommen, berichtete der staatliche Fernsehsender RTVE unter Berufung auf Krankenhaussprecher. Der Zustand der 44-jährigen Patientin sei am Freitag nach der gravierenden Verschlechterung vom Vortag stabil, hieß es. Sie hatte sich bei der Behandlung eines aus Westafrika ausgeflogenen Ebola-Kranken mit dem gefährlichen Virus infiziert. Dies war die erste Ebola-Infektion von Mensch zu Mensch in Europa.

Ebola-Kontrollen wie sie die Londoner Flughäfen Heathrow und Gatwick oder mancherorts die USA vorsehen, sind in Deutschland vorerst nicht geplant. Das Screening in London betrifft nur Reisende, die aus von Ebola betroffenen Ländern kommen. Die Passagiere sollen nach ihren Reisedaten und Kontakten sowie nach weiteren Reiseplänen befragt werden. Es gibt jedoch keine Direktflüge aus den Ebola-Regionen nach London.

Selbst am größten deutschen Flughafen in Frankfurt müssen sich Passagiere nicht auf erhöhte Sicherheitsmaßnahmen einstellen. Nach den WHO-Empfehlungen gebe es keinen Handlungsbedarf, sagte Udo Götsch vom Frankfurter Gesundheitsamt.

Auch in Frankfurt kämen keine Direktflüge aus den stark betroffenen Ländern Guinea, Liberia oder Sierra Leone an. Spezielle Vorschriften wegen Ebola oder veränderte Abläufe gebe es weder für das Flughafenpersonal noch für die Reinigungskräfte, sagte ein Flughafen-Sprecher. Am New Yorker Flughafen LaGuardia hatten Putzleute aus Angst vor Ebola die Arbeit niedergelegt und sich geweigert, Maschinen sauberzumachen, obwohl auch dort keine Direktflüge aus Afrika eintreffen. Diese Probleme gebe es in Frankfurt nicht, sagte der Sprecher.

Nach einer Studie des Max-Planck-Instituts für Informatik in Saarbrücken ist das Risiko für Passagiere, sich mit irgendeiner Infektion anzustecken, in Frankfurt rein mathematisch gesehen größer als bei anderen internationalen Airports. Die Einschätzung basiert auf einem komplizierten Rechenmodell, das aber lediglich Flugverbindungen und nicht beispielsweise Hygienezustände berücksichtigt. „Daraus würden wir jetzt nicht ableiten, dass wir künftig alle Passagiere screenen müssen“, sagte Götsch.

Auch die Flughäfen in München, Hamburg und Düsseldorf haben keine Direktflüge aus den drei am schwersten betroffenen Ländern. Daher gibt es bei ihnen auch keine besonderen Kontrollen. Die Flughäfen haben jedoch generell spezielle Vorgaben für gefährliche Infektionsfälle.

Neben der klinischen Erprobung eines Ebola-Impfstoffs in den USA und Großbritannien begannen auch in Afrika entsprechende Tests. Drei Mitarbeiter des Gesundheitswesens von Mali waren die ersten Afrikaner, denen das in Amerika entwickelten Serum verabreicht wurde. Vorläufige Erkenntnisse zur Wirkung und Sicherheit des Mittels mit der Fachbezeichnung „cAd3-EBO-Z“ könnten Ende November vorliegen, sagte Samba Sow, der Leiter des Zentrums für Impfstoffe in Bamako, der Hauptstadt von Mali, der Nachrichtenagentur dpa. Insgesamt hätten sich in Mali 40 Freiwillige zur Verfügung gestellt. Auch in dem westafrikanischen Kleinstaat Gambia seien Testreihen geplant. In diesen beiden Ländern gab es bislang keine Ebola-Fälle.

Auf einem Flug von den USA in die Dominikanische Republik verbreitete ein Passagier Medienberichten zufolge mit einem Scherz Angst unter den Reisenden. „Ich habe Ebola, ihr seid alle geliefert“, soll der Mann gesagt haben. Nach der Landung habe ihn ein Sondereinsatz-Team in Schutzanzügen abgeführt, berichtete der US-Sender CNN. Später habe er den Scherz gestanden. Statt wie geplant zwei Wochen Urlaub in der Dominikanischen Republik zu verbringen, wurde der 54-Jährige in die USA zurückgeschickt.

Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy rief zur Ruhe auf. Nach einem Gespräch mit den Ärzten der in Madrid erkrankten Pflegehelferin beteuerte Rajoy unter Berufung auf die WHO, das Risiko einer Ausbreitung des Virus sei „sehr niedrig“. Medien hatten vor einer rapide wachsenden Angst und Unsicherheit bei der Bevölkerung in Spanien berichtet.

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