Infektionswelle in Uniklinik fordert drei Menschenleben

Heidelberg (dpa) - Eine tödliche Infektionswelle sorgt an der Uniklinik Heidelberg für Unruhe. Bei drei Krebspatienten wurde nach ihrem Tod Anfang Januar das sogenannte RS-Virus gefunden.

„Nicht der Erreger an sich, aber die Häufung der Fälle ist auffällig“, sagte der Direktor der Infektiologie, Hans-Georg Kräusslich, bei einer Pressekonferenz. Seit Anfang des Jahres hätten sich insgesamt 19 Patienten auf drei Krebsstationen mit dem normalerweise harmlosen Erreger angesteckt.

Noch sei unklar, ob das Erkältungsvirus für den Tod der drei Patienten - einer 67 Jahre alten Frau sowie zwei 42 und 56 Jahre alten Männern - „ursächlich“ ist. Das Virus habe jedenfalls zum tödlichen Ausgang beigetragen, sagte der Leiter der Inneren Medizin und Onkologie, Anthony Ho. Auf den betroffenen Stationen werden überwiegend Menschen mit verschiedenen Formen von Blutkrebs behandelt.

Auf der Intensivstation für Neugeborene im Elbeklinikum Stade wurden unterdessen multiresistente Keime nachgewiesen. Sechs Babys seien mit einer gegen mehrere Antibiotika resistenten Variante des Darmbakteriums E. coli besiedelt, sagte der Geschäftsführer des Krankenhauses, Siegfried Ristau. Keines der Kinder sei erkrankt, die betroffenen Babys wurden isoliert. Ein Screening bei Patienten, Personal und Eltern laufe. Im vergangenen Jahr waren drei Frühchen im Klinikum Bremen-Mitte an Infektionen mit multiresistenten Bakterien gestorben.

Zu den Virus-Infektionen in Heidelberg erklärte Kräusslich: „Um Infektionsquelle und Infektionsweg zu ermitteln, müssen wir gemeinsam mit externen Experten in alle Richtungen denken“. Das zuständige Gesundheitsamt sowie das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin wurden informiert und Experten von dort angefordert. Außerdem sei eine Task-Force gebildet worden, um der Infektionsquelle auf die Spur zu kommen. Mit ersten Ergebnissen rechnet die Uniklinik in einigen Wochen.

Bislang ist unklar, wie es zu den Ansteckungen kommen konnte. Zwei der Infizierten seien inzwischen entlassen worden, zwei weitere Patienten erregerfrei. Die verbliebenen Patienten, die das Virus noch in sich tragen, bleiben bis auf weiteres isoliert. Rund 100 Mitarbeiter und rund 100 Patienten seien auf das Virus getestet worden, hieß es. Lediglich bei einem Mitarbeiter sei das RS-Virus nachgewiesen worden. Er sei derzeit nicht im Dienst.

Am Dienstag soll ein weiteres Screening stattfinden. Die Klinik ordnete zudem Hygienemaßnahmen an. Die Mitarbeiter müssen unter anderem Mundschutz und Schutzkleidung tragen. Seit dem 17. Januar habe sich niemand mehr neu infiziert, hieß es. Die Infektionswelle scheine gestoppt zu sein.

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) führt zu meist harmlosen Erkältungskrankheiten. Kritische Verläufe sind selten; bei ohnehin geschwächten Patienten oder kleinen Kindern können RS-Viren aber lebensbedrohlich sein. Übertragen wird der weltweit verbreitete Erreger durch Berührung oder durch die Luft. RSV-Erkrankungen kommen vor allem im Winter gehäuft vor.

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