Husten bis zur Ohnmacht

Bis zu 100 Tage kann ein Keuchhusten anhalten. Was nur wenige wissen: Betroffen sind vor allem Erwachsene.

Düsseldorf. Die Saison für die jährliche Grippeschutzimpfung hat gerade begonnen. Für viele gehört der Schutz gegen Fieber und Halsschmerzen mittlerweile zur Vorbereitung auf den Winter.

Gegen Keuchhusten lässt sich dagegen kaum ein Erwachsener impfen — „Ist doch eine Kinderkrankheit“ denken die meisten. Doch das Durchschnittsalter ist nach Angaben des Robert Koch Instituts von 15 Jahren (1995) auf 41 Jahre gestiegen.

Die Kranken wissen allerdings häufig nicht, dass sie betroffen sind. „Selbst Ärzte identifizieren den Husten oft als einfache Erkältung oder Bronchitis“, sagt Dr. Justus de Zeeuw, Chefarzt des Wuppertaler Lungenzentrums am Petrus-Krankenhaus.

Grund für die Fehldiagnose ist der Krankheitsverlauf. Die Infektion beginnt nämlich harmlos mit Schnupfen, leichtem Fieber und Abgeschlagenheit.

Erst nach ein bis zwei Wochen geht es richtig los: Hustenanfälle, die sich von Tag zu Tag steigern. Die stakkatoartigen Attacken — meist mit herausgestreckter Zunge — dauern an, bis keine Luft mehr in der Lunge ist.

Die Betroffenen scheinen fast zu ersticken, atmen keuchend und pfeifend ein. Tatsächlich kann ein solcher Anfall zur Bewusstlosigkeit führen. Auch Erbrechen ist möglich.

Bis zu 50 Hustenattacken pro Tag sind die Regel. „Manche Patienten brechen sich sogar die Rippen, weil sie derart stark husten“, sagt der Wuppertaler Experte.

Die akute Phase lässt nach vier bis sechs Wochen nach, dann dauert es noch einmal genauso lange oder länger, bis Häufigkeit und Schwere abnehmen. Deshalb wird die Krankheit auch als „100-Tage-Husten“ bezeichnet.

Erreger ist ein Bakterium mit dem Namen Bordetella pertussis. Er wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, ähnlich wie eine Grippe. Ein Antibiotikum hilft, stoppt aber erst nach einiger Zeit die Hustenanfälle.

„Am besten schützt eine Impfung“, rät Justus de Zeeuw. Aber auch wer als Baby eine Grundimmunisierung in Form von drei Impfungen erhalten hat, ist nicht lebenslang sicher. Nach rund zehn Jahren sollte eine Auffrischung erfolgen. Dieser Schutz hält wieder mindestens zehn Jahre. „Wer sich dann als Erwachsener ein letztes Mal impfen lässt, hat für immer Ruhe“, sagt der Arzt.

Einen Einzelimpfstoff gibt es nicht. Der letzte wurde 2005 vom Markt genommen, weil es starke Nebenwirkungen gab. Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts empfiehlt deshalb eine Kombinationsimpfung zusammen mit der nächsten fälligen Tetanus- und Diphtherie-Impfung. Hier sind lediglich sehr geringe Nebenwirkungen bekannt.

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