Digitale Medizin Herzschwäche: Telemedizin ergänzt Therapie

Das Berliner Universitätsklinikum Charité setzt auf Telemedizin. Medizinische Versorgung soll in Zukunft keine Frage des Wohnortes mehr sein: Patienten mit einer chronischen Herzschwäche ermitteln zu Hause ihre Vitalwerte, Experten an der Charité überwachen die Werte aus der Ferne und greifen bei Bedarf ein.

 Herzpatienten übermitteln mithilfe eines Tablets ihre Vitalwerte an das Telemedizinzentrum des Berliner Universitätsklinikums Charité.

Herzpatienten übermitteln mithilfe eines Tablets ihre Vitalwerte an das Telemedizinzentrum des Berliner Universitätsklinikums Charité.

Foto: Unsplash/Marta Filipczyk

Weniger Kardiologen in ländlichen Regionen

Die Versorgungslage von Herzpatienten unterscheidet sich aktuell von Region zu Region: Während sich in der Metropole Hamburg rund 19.300 Einwohner einen Kardiologen teilen, sind es in ländlich geprägten Regionen wie Brandenburg rund 28.000. Um strukturelle Unterschiede zwischen Stadt und Land auszugleichen, setzt die Berliner Charité bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz auf die begleitende Betreuung per Telemedizin.

In Deutschland leiden rund 2,5 Millionen Menschen an einer chronischen Herzschwäche. Jährlich gibt es rund 300.000 Neuerkrankungen. Das Herz der Betroffenen ist nicht mehr in der Lage, genügend Blut in den Kreislauf zu pumpen. Erste Anzeichen für die Erkrankung sind Kurzatmigkeit, Wassereinlagerungen vor allem in den Füßen und Beinen sowie Müdigkeit und Schwäche. Unbehandelt ist die Krankheit lebensbedrohlich. Eine frühzeitige Diagnose und engmaschige medizinische Betreuung haben einen starken positiven Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen.

Experten überwachen die Patienten rund um die Uhr

Die Charité stattet ausgewählte Herzschwäche-Patienten mit einem Gerät zur Erstellung eines Elektrokardiogramms (EKG), einem Blutdruckmessgerät, einer Waage und einem Tablet zur Übermittlung der Messwerte aus. Ärzte und Pflegekräfte am Telemedizinzentrum der Charité werten die übermittelten Vitalwerte rund um die Uhr aus. Sie greifen ein, wenn beispielsweise das Gewicht oder der Blutdruck einen bestimmten Grenzwert überschreiten. Die Experten entscheiden dann, ob der Betroffene die Dosis seiner Medikamente ändern soll oder ob ein Arztbesuch oder die Einweisung ins Krankenhaus notwendig ist.

Das neue Versorgungsmodell der Charité ist Teil einer Kooperation mit der Barmer Ersatzkasse und baut auf den Ergebnissen der sogenannten Fontane-Studie auf. Mit dieser Untersuchung konnte das Berliner Universitätsklinikum bereits belegen, dass der Einsatz von Telemedizin das Leben von Herzpatienten verlängern und die Anzahl an Krankenhausaufenthalten reduzieren kann.

Der Facharzt bleibt der wichtigste Ansprechpartner

Nach wie vor gilt aber: Die Betreuung durch einen Arzt vor Ort ist der wichtigste Faktor für eine gute medizinische Versorgung von Herzpatienten. Die Telemedizin kann Arztbesuche nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Sie soll Betroffenen in kritischen Phasen, etwa direkt nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, und außerhalb der ärztlichen Sprechzeiten Sicherheit geben und generell zu einer höheren Lebensqualität verhelfen.

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