Aussehen wichtiger als Umwelt : Hauptsache makellos: Kritik an Vorgaben für Obst und Gemüse
Berlin Damit Obst und Gemüse möglichst ansprechend aussehen, folgt der Handel bei der Auswahl strengen Vorgaben. Das geht nicht nur zu Lasten der Umwelt, sondern mindert manchmal auch die Qualität. Umwelt- und Verbraucherschützer fordern jetzt ein Umdenken.
Das Umweltbundesamt (UBA) und die Verbraucherzentralen fordern den Handel dazu auf, von seinen strengen Vorgaben zum „perfekten Aussehen“ von Obst und Gemüse abzurücken, um Lebensmittelverluste zu vermeiden.
In zwei aktuellen Veröffentlichungen bemängeln beide Stellen, dass es in den Supermärkten in Deutschland noch zu wenig Obst und Gemüse mit „Makeln“ gebe. Die Ursache dafür sehen UBA und Verbraucherzentralen in „zahlreichen selbstgesetzten Vorgaben“ des Handels, heißt es.
So würden beispielsweise „Äpfel nur mit makelloser Schale“ verkauft, bei Möhren oder Kohlrabi würden „die frisch-grünen Blätter nur der Optik“ dienen, ließen das Gemüse aber schneller welk werden, kritisieren beide Stellen. Das Umweltbundesamt sieht laut einer aktuellen Experten-Analyse auch eine Belastung für Umwelt und Klima, da die strengen Handelsvorgaben nicht ohne einen zusätzlichen Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln erreichbar seien.
Es müssen alle aktiv werden
„Die gesetzlichen Vorgaben reichen aus für hochwertige Lebensmittel. Der Handel muss hier nicht noch unnötig nachlegen. Damit die Umwelt beim Obst- und Gemüseanbau weniger belastet wird, müssen alle aktiv werden - auch der Handel“, forderte UBA-Chef Dirk Messner.
Weitere Kritikpunkte gehen aus dem aktuellen bundesweiten Marktcheck der Verbraucherzentralen hervor, der 25 Supermärkte, Biomärkte und Discounter unter die Lupe nimmt. Die Untersuchung ergab, dass nur rund 28 Prozent der untersuchten Märkte „unperfektes“ Obst und Gemüse zu reduziertem Preis anböten, statt es zu entsorgen.