Grillsaison startet: Die echte Thüringer Bratwurst

Erfurt/Schmalkalden (dpa) - Was haben Thüringer Bratwurst, Parmaschinken und Champagner gemeinsam? Sie stehen als regionale Spezialitäten unter EU-Schutz, Nachmachen wird bestraft. Das dürfte vor allem Grill-Fans interessieren.

Die Grill-Saison beginnt. Viele legen dabei auf eine gute Bratwurst Wert. Das kann beispielsweise die Thüringer Bratwurst sein. Sie steht unter dem Schutz der EU und kann sich in einer Reihe mit so noblen regionale Spezialitäten wie dem italienischen Parmaschinken oder dem französischen Champagner nennen lassen. Thüringen hatte jahrelang dafür gekämpft, dass seine Wurst in das EU-Verzeichnis der geschützten geografischen Angaben aufgenommen wird. 2003 war es so weit. Die Bratwurst ist damit nicht nur Nationalspeise der Thüringer, um die sich manche Legende rankt und der ein Museum gebaut wurde, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor. Wer Thüringer Bratwurst verkaufen will, ob im Supermarkt oder an der Imbissbude, muss sie seit 2003 aus Thüringen beziehen. Das hat den Absatz kräftig angekurbelt und Trittbrettfahrern das Handwerk gelegt.

„Wir konnten durch den EU-Schutz die Plagiate vom Markt fischen“, freut sich der Vorsitzendes des Herkunftsverbandes Thüringer und Eichsfelder Wurst und Fleisch, Peter Lesser. Geliefert wird inzwischen bundesweit an Handelsketten, aber auch ins Ausland. „Auch in Spanien ist die 'Thuringia' ein Begriff“, sagt Lesser. Eine infratest-Umfrage im Thüringer Auftrag hatte 2010 ergeben, dass mehr als jeder vierte Nicht-Thüringer beim Freistaat zuerst an dessen kulinarische Besonderheiten denkt. Das stört die Tourismusbranche, freut aber die Wurstwarenindustrie.

Der Verband schreckt auch nicht vor juristischen Schritten zurück, um das Thüringer Recht an der Bratwurst durchzusetzen. Firmen, die gegen das Herkunftsprinzip verstoßen, würden abgemahnt, sagt Lesser. „Wir haben viele Verfahren geführt. Inzwischen müssen wir kaum noch prozessieren. Ein Schreiben reicht oft aus.“ In vergangenen Jahr habe es nur noch zehn Mahnverfahren wegen Verstößen gegen das Ursprungsrecht gegeben. Insgesamt waren es bisher etwa 180.

Dem Herkunftsverband gehören neben dem Fleischerhandwerk derzeit 33 Fleischverarbeitungsbetriebe unter anderem mit Sitz in Schmölln, Schmalkalden, Arnstadt oder Meiningen an. Sie müssen sich an einige EU-Vorgaben halten, um das Original zu produzieren, berichtet Verbandsgeschäftsführer Uwe Keith: Gewicht zwischen 100 und 150 Gramm, Länge mindestens 20 Zentimeter, Fettgehalt unter 25 Prozent. Und in einem Naturdarm muss die Wurst stecken. Das Schweinefleisch muss nicht mehr zwingend aus dem Freistaat stammen - wegen der gestiegenen Produktion.

Die Thüringer verbinden mit der Bratwurst aber nicht nur gute Geschäfte, sondern auch Tradition, gesellige Grillabend und Sommerfeste. Gehuldigt wird der Wurst, die 1404 in einem Rechnungsbuch des Jungfrauenklosters in Arnstadt erstmals urkundlich erwähnt wurde, seit fünf Jahren in einem Museum in Holzhausen im Ilm-Kreis.

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