Gewalt bei Kindern: Anfälliger für spätere Erkrankungen

Essen (dpa) - Gewalt bei jungen Menschen wirkt sich nicht nur auf die Psyche aus, sondern erhöht auch das Risiko für spätere körperliche Erkrankungen. Das geht aus mehreren Untersuchungen hervor.

Wer im frühen Leben misshandelt oder sexuell missbraucht werde, sei später anfälliger für eine chronische Schmerzstörung, bestimmte Herzkrankheiten oder Diabetes, sagte Prof. Johannes Kruse am Rande des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (23. bis 26. März) in Essen tagt.

Eine erhöhte Gefährdung erklären Mediziner mit dem Lebensstil, starken hormonellen Reaktionen unter Stress und chronischen Entzündungsprozessen. „Viele traumatisierte Menschen rauchen, ernähren sich ungesund und bewegen sich weniger“, sagte Kruse. Das Rauchen spiele eine große Rolle in der Bewältigung unangenehmer Affektzustände, in die diese Patienten immer wieder geraten würden, wenn sie von entsprechenden Erinnerungen und Gefühlen überschüttet werden. „Es dient quasi der Selbstberuhigung“, so Kruse.

Zusätzlich zeigten Untersuchungen, dass Gewaltopfer später besonders heftig auf Stress reagierten. „Bei diesen Menschen schüttet der Körper unter Belastung vermehrt und über längere Zeit Stresshormone aus.“ Diese Reaktionen könnten wiederum Puls, Atemfrequenz und Blutdruck in die Höhe treiben, erklärte der Facharzt für Psychosomatik und stellvertretende Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie.

Fünf bis zehn Prozent aller Kinder in Deutschland seien Studien zufolge Opfer von sexuellem Missbrauch. Über zehn Prozent der Heranwachsenden seien heftiger Gewalt ausgesetzt. Als Erwachsene würden mehr als die Hälfte der Betroffenen die Symptome einer Belastungsstörung aufweisen.

Die Mediziner in Essen beschäftigen sich zudem mit Themen zu psychischen Störungen nach Gewalt, durch Arbeit, durch schwere Erkrankungen wie Krebs oder zur Behandlung von Menschen aus anderen Kulturkreisen.

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