Entspannung unmöglich: Das Restless-Legs-Syndrom

München (dpa/tmn) - Es zuckt in den Beinen, unkontrolliert und oft sogar unwissentlich: Das sogenannte Syndrom der unruhigen Beine macht sich vor allem in der Nacht bemerkbar. Helfen kann eine Ursachenforschung.

Entspannung unmöglich: Das Restless-Legs-Syndrom
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Wenn man sich abends ins Bett kuschelt, entspannt der Körper. Bei rund zehn Prozent der Bevölkerung ist das aber anders: Sobald sie sich ausruhen, bekommen sie Gefühlsstörungen in den Beinen und spüren einen unnatürlichen Bewegungsdrang. „Das Beschwerdebild, unter dem die Betroffenen leiden, nennt man Restless-Legs-Syndrom, was so viel wie Syndrom der unruhigen Beine heißt“, erklärt Lilo Habersack. Die Münchnerin leidet selbst unter der Erkrankung, kurz RLS genannt, und ist Vorsitzende der Deutschen Restless Legs Vereinigung.

RLS sei relativ häufiges Krankheitsbild, das bereits vor über 300 Jahren erstmals beschrieben wurde. Die Symptome sind recht prägnant. Die Betroffenen leiden unter Missempfindungen in den Beinen und selten auch in den Armen. Diese sind neurologischer Art, treten stets in körperlicher Ruhe und vor allem in den Abend- und Nachtstunden auf. „Meist ist von einem Unruhegefühl die Rede, wobei einige es als Kribbeln oder Zucken empfinden, während andere etwa von Ziehen, Jucken oder Brennen sprechen“, weiß Habersack. Bewegungsdrang gehört auch zu den Symptomen, denn die Beschwerden lassen sich durch Bewegung lindern.

Daneben seien bei Betroffenen oft Beinbewegungen in regelmäßigen Abständen zu beobachten, sagt Werner Cassel vom Schlafmedizinischen Zentrum Marburg. „Das sind unwillkürliche Zuckungen, die alle 20 bis 40 Sekunden auftreten. Da das vor allem im Schlaf passiert, wissen die Betroffenen oft gar nichts davon.“ Jede Zuckung führt aber zu einer kleinen Weckreaktion (Arousal), die den Schlaf stört.

Anfangs fallen die Symptome tendenziell leicht aus und treten in Schüben auf. Im Großteil der Fälle nehmen die Beschwerden dann im Laufe der Zeit an Intensität zu, erklärt Wolfgang Oertel von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Das bedeutet nicht nur einen hohen Leidensdruck, sondern kann auch gefährlich werden. Denn die unruhigen Beine verursachen oft starke Schlafstörungen. „Bei Schlafmangel kann der Organismus sich nicht ausreichend regenerieren, was zum Beispiel zu Depressionen führen und das Immunsystem schwächen kann“, sagt Cassel.

Richtige Anlaufstelle beim Verdacht auf RLS ist ein Neurologe oder Schlafmediziner. Nach aktuellem Forschungsstand entsteht RLS durch eine Störung in der Übertragung gewisser Botenstoffe - insbesondere des Dopamins - in Gehirn und Rückenmark. „Diese kann genetisch bedingt sein oder durch Faktoren wie einen Eisenmangel, Nierenfunktionsstörungen oder Medikamente wie Antidepressiva ausgelöst werden“, erklärt Claudia Trenkwalder, Chefärztin der neurologischen Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel.

Wenn eine externe Ursache vorliegt, die unruhigen Beine also zum Beispiel durch Medikamente ausgelöst wurden, verschwindet RLS wieder, sobald man den Faktor ausschaltet. In Fällen, in denen das nicht so ist, kann man nur symptomatisch behandeln. Möglich ist das etwa durch äußere Anwendungen wie Massagen oder kalte Fußbäder und bestimmte Bewegungsübungen. Manchmal müssen Betroffene auch eine Medikamententherapie erwägen. Mitunter bewirkt sie, dass der Körper endlich wieder dann entspannt, wenn der Kopf das möchte.

Service:

Betroffene, die Informationen und Tipps zum Umgang mit RLS brauchen, erhalten diese über die Restless Legs Vereinigung Deutschland. Diese klärt auf ihrer Homepage auf verständliche Weise über die Erkrankung auf und versendet auf Anfrage Info-Broschüren und Flyer. Darüber hinaus bietet die Vereinigung eine ärztliche Hotline an, die freitags zwischen 8.00 und 10.00 besetzt ist - die Nummer lautet 089/5502 8882.

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