Ein Frühwarnsystem für Jugendliche

Nur etwa 40 Prozent nutzen die Vorsorgeuntersuchung in der Pubertät.

Düsseldorf. Krankheitsbilder bei Kindern und Jugendlichen früh erkennen: Bei Babys und Kleinkindern halten Eltern die altersgerecht eingestuften Arzttermine (U1 bis U9) zu 90 Prozent ein. Anders steht es um die relativ neue J1, die letzte Vorsorgeuntersuchung für Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren beim Kinder- und Jugendarzt. "Nur 30 bis 40 Prozent nehmen den Termin wahr.

Viele fühlen sich nicht krank oder haben Hemmungen", fürchtet Dr. Hermann Josef Kahl. "Dabei ist diese Untersuchung gerade heute wichtig." Als Sprecher des Ausschusses Prävention im Bundesverband der Kinderärzte liegt dem Düsseldorfer Mediziner und Kinderkardiologen dieses Thema besonders am Herzen.

"Bei der zeitintensiven Vorsorge wird präventiv alles durchgecheckt - von der physischen und psychischen Gesundheit, Lernstörungen bis hin zu den Themen Pubertät und Sexualität", erklärt Hermann Josef Kahl. "Diese Untersuchung ist gerade heute dringend ratsam für die weitere Entwicklung, zumal viele Jugendliche oft keine persönlichen Bindungen mehr haben - weder ans Elternhaus noch an den Schulen.

Sie haben vielfach viel Geld zur Verfügung, sind aber sich selbst überlassen.". Kahl, selbst Vater von fünf Kindern, sieht in dieser Entwicklung eine "Wohlstandsverwahrlosung". Folgen der emotionalen Vereinsamung, gepaart mit der Überforderung der Jugend seien zunehmende Gewaltbereitschaft und auch Exzesse wie "Komasaufen". "Ich befürchte, dass letzteres noch schlimmer wird", so Kahl. Bei der J1 und dem Arzt ihres Vertrauens könnten sie auch all die persönlichen Probleme los werden.

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