Die Stunde, die uns fehlt

Die Zeitumstellung bringt Betroffene für Tage oder sogar Wochen aus dem Rhythmus.

Düsseldorf. Es wird wärmer, die Tage werden länger und die ersten Knospen sprießen. Doch nicht alle Menschen können den Frühling genießen: Sie leiden unter Frühjahrsmüdigkeit. Besonders zu schaffen macht ihnen der Wechsel von der Winter- zur Sommerzeit in der Nacht von heute auf morgen.

Doch für die Frühjahrsmüden gibt es zwei gute Nachrichten. Erstens: Jeder Betroffene kann viel dafür tun, dass es ihm möglichst bald wieder gutgeht. Zweitens: Die Symptome der Frühjahrsmüdigkeit verabschieden sich spätestens Ende April von alleine. „Im Mai ist das neue Gleichgewicht gefunden“, so der Mediziner Thomas Weiss — unter anderem Facharzt für Allgemeinmedizin und Psychotherapie.

Die Frühjahrsmüdigkeit ist ein Zeichen dafür, dass sich der Körper an die neuen Umstände — mehr UV-Strahlung und mehr Wärme — anpasst. Probleme damit haben vor allem kranke und alte Menschen. Insgesamt sind laut Weiss eher Frauen als Männer betroffen.

Der ungewohnt viele Sonnenschein bringt den Hormonhaushalt in Aufruhr. „Wegen der UV-Strahlen wird mehr Serotonin ausgeschüttet“, erklärt der Psychologe Michael Schellberg. Serotonin gilt als das Glückshormon. Es dauert allerdings ein bisschen, bis das Serotonin den „Kampf“ gegen das müde machende Hormon Melatonin gewonnen hat.

Melatonin wird in den dunklen Wintermonaten vermehrt produziert. Dieses Ringen von Serotonin gegen Melatonin erschöpft den Körper.

Die Zeitumstellung macht für empfindliche Menschen die Sache mit dem Frühjahr noch schwieriger. Die Stunde weniger bringt sie für Tage oder sogar für Wochen aus ihrem Rhythmus. Denn jeder gesunde Mensch hat seine eigene innere Uhr.

„Sie sitzt im Gehirn in der unteren Etage, und zwar im Hypothalamus“, erklärt Prof. Horst-Werner Korf vom Senckenbergischen Instituts für Chronomedizin in Frankfurt. Dort wird das vegetative Nervensystem gesteuert. Der Hypothalamus ist damit unter anderem für den Schlaf zuständig.

Doch der Mensch ist diesen Anpassungsproblemen seines Körpers nicht hilflos ausgeliefert. Weiss empfiehlt unter anderem Wechselduschen, Bewegung und Sauna.

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