Der Duft der Männer

Spezielle Botenstoffe spielen in der menschlichen Kommunikation eine wichtige Rolle.

Aachen. Der Körpergeruch des Menschen hat eine viel größere Bedeutung als bislang angenommen. Der Grund sind offenbar spezielle Botenstoffe, sogenannte Pheromone, die wir auf der Haut bilden und mit ihnen andere Personen in ihrem Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen.

Forscher haben nun herausgefunden, dass der Geruchssinn für die Kommunikation eine nicht unwichtige Rolle spielt. Einer von ihnen ist Professor Martin Wiesmann, Direktor der Klinik für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Aachen:

"Düfte aktivieren nicht nur jene Hirnregionen, mit denen wir Gerüche voneinander unterscheiden. Die Reize werden darüber hinaus direkt in Areale geleitet, die eng mit dem Gedächtnis und der Verarbeitung von Gefühlen zusammenhängen."

Eines dieser Gefühle ist Angst. Schätzt ein Mensch eine Situation als bedrohlich ein, fängt er häufig an zu schwitzen. Wiesmann untersuchte in einer Studie die Wirkung von männlichem Angstschweiß. Dafür legte er den Probanden Wattepads in die Achselhöhlen, um den Körpergeruch zu sammeln.

Die aufgesaugten Pads aller Testpersonen wurden aufbereitet und anderen Probanden unter die Nase gehalten. Anschließend mussten sie in einem Fragebogen ihre Gefühlssituation einschätzen - von glücklich, traurig und entspannt bis hin zu aufgeregt und ängstlich.

Das Ergebnis verblüffte das Forscherteam: Obwohl die Personen nicht wissen konnten, dass die männliche Probanden-Gruppe in einer bedrohlichen Situation steckte und daher Angstschweiß produzierte, fühlte sich die Kontrollgruppe ängstlicher als zuvor.

Beide Geschlechter reagierten auf männlichen Angstschweiß, die Reaktionen der Männer waren aber stärker. Und das zeigte sich auch am Verhalten der Versuchspersonen. Wenn sie den Angstschweiß anderer Männer rochen, änderten sie beispielsweise ihre Risikobereitschaft bei einem Würfelspiel.

Warum das so ist, ist nicht bekannt. Klar ist für Wiesmann aber, dass die unbewusste, pheromongesteuerte Kommunikation ein Relikt der Evolution zu sein scheint und vor Gefahren warnen soll.

Während Angstschweiß also eine Alarmfunktion hat, verhält es sich mit normalem Körpergeruch von Männern anders. "Er wirkt auf Frauen beruhigend, auf Männer hingegen eher alarmierend", sagt Wiesmann.

Auch hier spielt die Evolution als möglicher Grund eine Rolle: Während bei Männern vermutlich eine Konkurrenzsituation entsteht, erzeugt die Anwesenheit des männlichen Geschlechts bei Frauen offenbar eine gewisse Sicherheit.

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