Brennende Schmerzen - Blasenentzündung nicht verschleppen

Berlin (dpa/tmn) - Immer wieder Druck auf der Blase. Und dann - endlich auf der Toilette - schmerzt und brennt es beim Pinkeln. So äußert sich eine Blasenentzündung.

Leichtere Fälle können Betroffene mitunter mit viel Trinken, Wärme und Ruhe selbst therapieren. Tritt auf diese Weise nach zwei Tagen keine Besserung ein, sollte man unbedingt zum Arzt gehen - dann muss die Entzündung eventuell mit Antibiotika behandelt werden.

„In 95 Prozent aller Erkrankungen sind Frauen betroffen“, erklärt Christian Albring vom Berufsverband der Frauenärzte. Der Grund ist, dass bei Frauen die Harnröhre kürzer ist als beim Mann. Zudem liegt bei Frauen der Harnröhrenausgang nah am After. „Beim Mann ist eine Blasenentzündung fast immer mit einer Entzündung der Prostata verbunden“, sagt Wolfgang Bühmann, Sprecher des Berufsverbandes der Deutschen Urologen.

Blasenentzündungen - in der medizinischen Fachsprache „akute Zystitis“ genannt - werden meist durch Keime hervorgerufen. „Häufigste Ursache ist die Verschleppung von Bakterien aus dem Darm zur Harnblase“, erläutert Albring. Auch andere Erreger können der Auslöser sein.

Sie werden etwa über Sexualkontakte übertragen. Meistens sind es jedoch Scheidenbakterien, die durch die Bewegungen beim Geschlechtsverkehr zur Blase transportiert werden - also keine Bakterien vom Partner. Die Keime dringen über die Harnröhre in die Blase ein. Sie reizen die Blasenwand und lösen eine Entzündung aus.

Risikofaktoren sind Kälte und Nässe, hormonelle Veränderungen im Zuge der Wechseljahre (Östrogen-Mangel), ein geschwächtes Immunsystem oder Stoffwechselstörungen wie etwa Diabetes. „Schleimhautschäden im Intimbereich durch wiederholte Infektionen, zum Beispiel Pilzinfektionen, sind weitere Risikofaktoren“, erläutert Albring.

Er weist darauf hin, dass viele Frauen mit zunehmendem Alter immer weniger trinken. „Dadurch werden erstens aufsteigende Keime beim Wasserlassen nicht herausgespült, und zweitens wird die Blasenschleimhaut durch den konzentrierteren und damit aggressiveren Urin zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen.“

Auch eine sogenannte „Honeymoon-Zystitis“ macht Frauen nicht selten zu schaffen. Übersetzt bedeutet das „Flitterwochen-Blasenentzündung“. Daran erkranken können Frauen, die sehr häufig Geschlechtsverkehr haben. „Zu der Entzündung kommt es durch eine dauerhafte mechanische Beanspruchung der Schleimhaut im Intimbereich“, erläutert Albring.

Dadurch kann es Darmbakterien erleichtert werden, in den Harntrakt aufzusteigen. Vorbeugen können Frauen, in dem sie unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr die Blase entleeren - so werden dann möglicherweise vorhandene Keime ausgespült.

Mögliche Beschwerden lindern „können pflanzliche Arzneimittel, die auch ohne Rezept erhältlich sind“, sagt Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. „Schwangere, Männer, Kinder sowie Frauen mit chronischer Blasenentzündung sollten schon bei den ersten Beschwerden zum Arzt gehen.“

Gleiches gilt auch dann, wenn sich im Urin Blut befindet oder Betroffene Schmerzen im unteren Rückenbereich haben. Verschrieben wird dann in aller Regel ein Antibiotikum. Ohne eine solche Therapie besteht die Gefahr, dass die Keime aus der Blase über die Harnleiter aufsteigen und die Nieren befallen. „Im schlimmsten Fall kann dies zu bleibenden Nierenschäden führen“, warnt Bühmann.

Normalerweise dauert die Therapie mit einem Antibiotikum zwischen drei und zehn Tagen. Patienten sollten unbedingt den Anweisungen des Arztes folgen und das Präparat so lange einnehmen, wie es verordnet wurde. „Sonst kann der Infekt wiederkehren“, sagt Sellerberg. Sie empfiehlt, eine Dosis des Antibiotikums vor dem Schlafengehen einzunehmen. „Dann kann es über Nacht seine volle Wirkung entfalten.“

Als unwahrscheinlich gilt, dass man sich auf einer Toilette infiziert, die zuvor jemand mit Blasenentzündung aufgesucht hat. Keime, die sich möglicherweise noch in der Toilettenschüssel befinden, können schließlich „nicht springen“, erklärt Bühmann.

Ebenfalls unwahr ist dem Urologen zufolge die weit verbreitete Annahme, die Keime für eine Blasenentzündung könne man sich in einem Schwimmbecken holen: „Das in dem Wasser befindliche Chlor tötet Bakterien ab.“ Dagegen ist es möglich, dass feuchtes Badezeug, das nach dem Schwimmen nicht gewechselt wird, die Intimregion auskühlen lässt und den Abwehrmechanismus schwächt. Das kann die Entstehung einer Blasenentzündung begünstigen. Tabu sollte auch das Sitzen auf einem kalten Untergrund sein.

Grundsätzlich einer Blasenentzündung vorbeugen kann man, indem man viel trinkt und die Blase regelmäßig leert. Außerdem sollte man gerade im Winter nicht zu knappe Baumwollunterwäsche tragen, um den Unterleib gut gegen Minustemperaturen zu schützen. Auch die Füße hält man besser warm. „Der Analbereich sollte immer von vorne nach hinten gesäubert werden, um ein Eindringen von Darmbakterien in die Harnröhre zu verhindern“, betont Bühmann.

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