Blutkrebs: So funktioniert die Blutstammzellenspende

Essen (dpa/tmn) - Wer Blutkrebs hat, dem hilft oft nur eine Blutstammzellenspende. Nur für etwa jeden vierten Betroffenen findet sich in der nahen Verwandtschaft ein geeigneter Spender. Für die anderen sind Fremdspender die letzte Hoffnung - sie werden immer gesucht.

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Für viele Patienten, die unter einer bösartigen Erkrankung des Blutes wie Leukämie leiden, ist eine Blutstammzellenspende die einzige Überlebenschance. Mehr als fünf Millionen Spendenwillige sind aktuell in den rund 30 deutschen Spenderdateien gespeichert.

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Wer kommt als Spender infrage?

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„Als Spender kommen im Wesentlichen alle gesunden Personen zwischen 18 und 61 Jahren mit einem Gewicht von mehr als 50 Kilogramm infrage“, erläutert Lambros Kordelas von der Klinik für Knochenmarktransplantation an der Uniklinik Essen.

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Wie läuft die Registrierung ab?

Man kann sich an seinen Hausarzt oder eine der regionalen Spenderdateien wenden. „Wenn man ein Gesicht kennt oder wenn ein Patient im Nachbarort wohnt, sind weit mehr Menschen bereit, sich als Spender registrieren zu lassen, wie bei anonymen Aktionen“, sagt Hans Knabe von der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern. Erster Schritt ist eine Blutprobe oder die Entnahme von Zellen aus der Mundschleimhaut per Wattestäbchen.

Welche Daten werden gespeichert?

Bei der Typisierung sind die Humanen-Leukozyten-Antigene, kurz HLA-Merkmale, entscheidend. „Im Idealfall stimmen zehn Gewebemerkmale zwischen Spender und Patienten exakt überein, nämlich jeweils das vom Vater und das von der Mutter ererbte Merkmal an fünf Genorten“, erklärt Carlheinz Müller, Ärztlicher Leiter des Zentralen Knochenmarkspender-Registers für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD) in Ulm. Die Gewebemerkmale werden zusammen mit anonymisierten Personendaten, beispielsweise zum Alter oder zum Gesundheitszustand, erfasst und im ZKRD gespeichert.

Was passiert nach der Registrierung?

„Die meisten Spendenwilligen werden Zeit ihres Lebens nicht für eine Spende aktiviert werden“, sagt Kordelas. In Deutschland erfolgten jährlich nur rund 3000 Stammzellentransplantationen.

Was geschieht im Bedarfsfall?

Mindestens drei infrage kommende Spender werden kontaktiert. Laut Knabe werden die Spendenwilligen zur Vorbereitung auf die eigentliche Spende zu einer ambulanten Untersuchung und einer ausführlichen Beratung eingeladen. Die Typisierung wird sicherheitshalber wiederholt, Infektionsparameter erhoben, ein Fragebogen ausgefüllt und das Einverständnis mit der Spende erklärt.

Welche Verfahren zur Spende gibt es?

Bei der klassischen Knochenmarkspende wird dem Spender unter Vollnarkose mit einer Punktionsnadel ein Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen entnommen. Daraus werden dann die Stammzellen isoliert. Die Alternative ist die periphere Blutstammzellentransplantation. Ein im Körper vorhandener Botenstoff werde verabreicht und sorge massiv für eine Neubildung von Blutzellen und damit auch Stammzellen. Dem Spender wird dann Blut entnommen, die Stammzellen werden herausgefiltert und das Blut wieder zugeführt. Bei der Wahl der Methode werde auch der Wunsch des Spenders berücksichtigt, da die Spende ja sein Einverständnis voraussetzt.

Was sind mögliche Risiken?

Nachteile der klassischen Knochenmarkspende sind das allgemeine Narkoserisiko etwa durch Medikamentenunverträglichkeit, postoperative Schmerzen am Beckenkamm, Infektionen oder Nachblutungen. „Unter korrekten Bedingungen ist dieses Risiko minimal“, sagt Knabe. Auch bei der peripheren Stammzellentransplantation sind Unverträglichkeiten möglich.

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