Billig-Implantate bergen Risiken

Bis zu eine Million Ersatzzähne werden 2008 eingesetzt. Doch der Markt ist derzeit so unübersichtlich, dass die Kunden auf Lockangebote reinfallen.

Düsseldorf. Implantate boomen: Die Nachfrage ist groß - so groß, dass immer mehr Firmen von dem lukrativen Markt profitieren wollen. Denn Implantate sind teuer, und damit auch einer der Wachstumsfaktoren der deutschen Dentalindustrie. Die Bundeszahnärztekammer gibt zu bedenken, dass manche Implantat-Hersteller mit sogenannten Billig-Angeboten um Patienten und Zahnärzte werben, obwohl notwendige Langzeiterfahrungen und zuverlässige Studien noch fehlen. Die Folge ist ein mögliches Risiko im Mund.

Prof. Günter Dhom, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI), kritisiert, dass "sich ungeübte Implantologen und Implantatsysteme ohne anerkannte Qualitätsprüfung verbünden und aus Marktinteressen die Qualität der Implantologie gefährden". Die offensive Werbung mit immer neuen Modellen ist für Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, ein Problem: "Die Patienten kommen damit in die Praxen. Doch die Werbung verschweigt oft, dass solche Neuheiten noch nicht langfristig erforscht und somit nicht abgesichert sind."

Grundsätzlich sind Implantate eine bewährte Methode für Zahnersatzkonstruktionen. Neuerungen können sich dabei als gut erweisen, doch das entscheidet sich trotz Forschung und regelgerechter Zulassung stets erst im Mund des Patienten. Denn langfristige Bewertungen eines Implantat-Systems sind erst nach fünf oder zehn Jahren möglich. Zudem gibt es verschiedenste Systeme und Verbindungselemente zwischen Implantat und Aufbau (Krone oder Prothese, sogenannte Suprakonstruktion). Nicht alle passen zusammen. Und wenn Billig-Anbieter nach kurzer Zeit wieder vom Markt verschwinden, kann bei späteren Komplikationen nötiger Ersatz nicht mehr passend vorhanden sein.

Ohne eine umfassende implantologische Ausbildung und ständige Fortbildung, so die DGI, können Zahnärzte den Markt nicht überblicken. Und sie brauchen Souveränität, die Versprechungen der Industrie kritisch zu prüfen. Günter Dhom meint: "Die Patienten wollen Implantate, und sie wollen gute Behandlungserfolge. Nicht immer ist dies die richtige Lösung."

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