Faktencheck : Alltagsmythen: Zaubertrank Milch?
Berlin Milch kann der Hochglanzwerbung zufolge fast alles. Und auch viele Mythen ranken sich um den Stoff, der Menschen seit Jahrtausenden begleitet. Wir stellen drei davon auf den Prüfstand.
Der Branchenverband spricht von einem „weißen Wunder“. Und tatsächlich sind manche Milchgeschichten eher im Reich der Zauberkunst anzusiedeln als in der Wirklichkeit. Ein Faktencheck zum Tag der Milch (1. Juni):
Behauptung: Warme Milch hilft beim Einschlafen.
Bewertung: Wissenschaftlich nicht bewiesen.
Fakten: Oma Hilde hat es dem Nachwuchs ebenso empfohlen wie Großmutter Emine: warme Milch mit Honig vor dem Schlafengehen. Die Stiftung Warentest bewertet das alte Hausrezept allerdings eher als „schönen Traum“, der daher rühre, dass Milch Tryptophan enthält. Diese Aminosäure dient dem Körper zwar als Vorstufe für das Hormon Melatonin, das den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Die Menge an Tryptophan in Milch sei aber vergleichsweise gering und die schlaffördernde Wirkung selbst von höher dosierten Präparaten schlecht belegt.
Japanische Forscher werteten 2020 in einer Meta-Studie verschiedene Untersuchungen zu Effekten von Milch und Milchprodukten auf den Schlaf aus. Ihr Ergebnis: Eine ausgewogene Ernährung inklusive Milchprodukten kann die Schlafqualität verbessern. Die Aussagekraft einiger ausgewerteter Studien war allerdings gering, so die Forscher. Und die Sache mit der Abend-Milch als wirksame Einschlafhilfe ließ sich mit keiner Untersuchung allgemein belegen.
Das heißt jedoch nicht, dass der Schlummertrunk definitiv nichts bringt. Psychologische Effekt sind nämlich durchaus denkbar: Milch und Honig erinnern an Geborgenheit und Kindheit. Auch das Ritual einer abendlichen Milch als solches kann beruhigend wirken.
Behauptung: Kleopatra verdankte ihre Schönheit Milchbädern.
Bewertung: Zweifelhaft.
Fakten: Die Wirtschaft nutzt den Mythos vielfältig und erfolgreich: Hotels bieten Bäder in Milch und Honig an, die wie bei Ägyptens legendärer Königin die Haut straff und strahlend schön machen soll. Kosmetika beziehen ihre Inhaltsstoffe auf die angeblich schon in der Antike genutzten Substanzen und werben entsprechend mit dem Namen oder dem Konterfei Kleopatras. Tatsächliche Belege für ihre Schönheit sind kaum zu finden, für Bade-Gewohnheiten noch weniger.