Ärzte wollen das Rauchen als Krankheit anerkennen

Eine Behandlung durch Mediziner soll in Zukunft von den Kassen bezahlt werden. Die reagieren skeptisch.

Berlin. Die Bundesärztekammer fordert, den Tabakkonsum als Krankheit anzuerkennen. Zugleich sollen eine Beratung und Behandlung von Rauchern durch die Hausärzte in Zukunft von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden.

Der Vorstoß ist Teil einer Stellungnahme der Kammer zu einer Anhörung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), am Montag in Berlin. Bei dieser Anhörung ging es um die Nationalen Aktionsprogramme zur Tabak- und Alkoholprävention.

In dem Papier heißt es, dass eine Bewertung des Rauchens als "Lifestyle-Problem, das durch reine Willensanstrengungen oder Gruppengespräche zu beheben wäre", dem Problem nicht gerecht werde. Die Ärztekammer argumentiert, dass es sich bei der Mehrzahl der Raucher um "Abhängigkeitserkrankte" handele, die einen starken Drang zum Tabakkonsum hätten sowie eine eingeschränkte Kontrollfähigkeit über Beginn, Ende und Menge des Konsums.

Gerade Ärzte verfügten über einen guten Zugang zu Rauchern und könnten sie auf ihre Sucht ansprechen und diese behandeln. Nichtraucherkurse seien dagegen regional kaum verfügbar. Sie erreichten zudem überwiegend Versicherte mittlerer und höherer sozialer Schichten, in denen es aber weniger Raucher gebe als in sozial schwachen Milieus. "Uns geht es primär darum, die Ärzte fit zu machen, um das Gespräch mit den Betroffenen zu suchen", sagte Frieder Hessenauer von der Ärztekammer unserer Zeitung. Die Kammer hat eine 20-stündige Qualifikation entwickelt, um Ärzte für eine Beratung und Behandlung zu schulen.

Ein Sprecher des AOK-Bundesverbandes reagierte im Gespräch mit unserer Zeitung skeptisch auf den Vorschlag. Darin fehlten "präzise Details", wie die Diagnose und die Therapie einer Raucherkrankung aussehen sollten. Damit gerate die Bundesärztekammer "leicht in den Verdacht", neue "Umsatzfelder erzeugen" zu wollen.

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