800 Menschen zum EHEC-Massentest in Paderborn

Hannover/Paderborn (dpa) - Nach den EHEC-Erkrankungen an einer Grundschule in Altenbeken bei Paderborn haben die Kreisbehörden einen Massentest angesetzt. In den nächsten Tagen sollen alle 800 Kunden eines Caterers - darunter 500 Kinder - auf den Erreger untersucht werden.

Der Betrieb hatte auch die Schule beliefert, in der drei Jungen Mitte Juni am lebensgefährlichen HU-Syndrom erkrankt waren. Unterdessen stellte sich heraus, dass ägyptischer Bockshornkleesamen, der als möglicher Auslöser für die EHEC-Ausbrüche in Deutschland und Frankreich gilt, auch an den gesperrten Sprossen-Hof im niedersächsischen Bienenbüttel geliefert worden ist. Der Caterer im Kreis Paderborn habe jedoch keine Sprossen verarbeitet, erläuterte der Kreis.

In der Grundschule in Altenbeken waren zunächst waren nur die 30 Schüler getestet worden, die am Schulessen teilnahmen. Die ersten 23 Ergebnisse zeigten, dass sich 15 weitere Schüler mit EHEC angesteckt haben, allerdings ohne erkrankt zu sein, teilte der Kreis am Freitag mit. Nach Auskunft des Robert Koch-Instituts erkranken Erwachsene an diesem Erreger deutlich häufiger als Kinder.

Auch beim Koch und zwei Mitarbeitern des Caterers, einer Fleischerei, ist der EHEC-Erreger nachgewiesen worden. Die Schule in Altenbeken ist noch bis zum Dienstag gesperrt. Am Montag soll nach Auskunft des Kreises entschieden werden, ob die Sperrung verlängert wird. Den drei schwer erkrankten Jungen geht es inzwischen besser. Der Caterer hatte insgesamt 25 Schulen und Kindergärten beliefert sowie Essen auf Rädern für 300 Kunden angeboten.

Wahrscheinlich sei die Ansteckung über eine infizierte Essenslieferung verbreitet worden, sagte Kreissprecherin Michaela Pitz. Das habe der vergleich der unterschiedlichen Essenspläne ergeben. Sprossen würden aber als Überträger wohl ausscheiden. Der Caterer habe keine Sprossen verarbeitet. Zunächst würden die rund 500 Kinder getestet, sagte Pitz. Zudem werde ein Fragebogen entwickelt, um dem Erreger auf die Spur zu kommen. Erst anschließend sollen die 300 Menschen untersucht werden, die Essen auf Rädern bekommen haben.

Nach Bienenbüttel war der ägyptische Bockshornkleesamen über einen Zwischenhändler gelangt, sagte der Sprecher des niedersächsischen Agrarministeriums, Gert Hahne. Über die Verbindung berichtete auch das Bielefelder „Westfalen-Blatt“ (Freitag). Aufgrund einer dichten Indizienkette war der Hof südlich von Lüneburg als Ursprung der Epidemie in Deutschland mit mehr als 40 Toten ausgemacht worden. Die Untersuchungen in dem Bienenbütteler Betrieb seien weitgehend abgeschlossen, sagte Hahne. Der gefährliche Darmkeim habe bisher aber nicht nachgewiesen werden können.

Drei Mitarbeiterinnen des Hofes hatten sich Anfang Mai wegen Durchfalls krankgemeldet, bei einer Angestellten wurde der EHEC-Erreger nachgewiesen. Unklar ist bisher, ob die Frauen die Sprossen verunreinigt haben oder aber die gefährlichen Bakterien schon in den aus dem Ausland gelieferten Samen steckten. „Die ägyptische Spur verstärkt den Eindruck, dass die Sprossen der Ursprung der Epidemie waren“, sagte Hahne. Der ägyptische Samen war von EU-Behörden, die die Lieferwege untersucht hatten, als möglicher Ursprung der EHEC-Epidemie ausgemacht worden. Es seien aber weitere Untersuchungen notwendig, hieß es vonseiten der EU-Behörden.

Die Behörden warnen weiter vor dem Verzehr roher Sprossen. Auch von der privaten Anzucht von Sprossen rät das Bundesinstitut für Risikobewertung ab. Selbst Kleinstpackungen mit Bockshornkleesamen, auch in Mischungen, könnten mit dem gefährlichen EHEC-Erreger kontaminiert sein, warnte das Institut in Berlin.

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