Veranstalter: Konzerte werden teurer

München (dpa) - Konzertbesucher müssen sich in den kommenden Jahren auf deutlich höhere Ticketpreise einstellen. Weil die Gema-Gebühren bis 2014 stark steigen, werden viele Konzertveranstalter die höheren Kosten auf die Besucher umlegen.

„Nach einem schwierigen Rechtsstreit mit der Gema musste die Konzertwirtschaft Steigerungen von mehr als 400 Prozent verkraften“, sagte der Präsident des Verbandes der Deutschen Konzertdirektionen (VDKD), Michael Russ, in München. Dies führe „zwangsläufig“ zur Weitergabe der Kosten an die Konzertbesucher. „Die Ticketpreise bewegen sich heute schon an der oberen Grenze.“

Bis 2014 steigen die Gebühren für den Musikrechteverwerter Gema nach VDKD-Angaben auf bis zu zehn Prozent der Konzerteinnahmen. Natürlich müssten Komponisten für ihre Werke angemessen entlohnt werden, sagte Russ. Vielfach seien aber Komponist und Musiker auf der Bühne ein und dieselbe Person - und erhielten dann neben der Gage die ihnen zustehenden Gema-Einnahmen noch zusätzlich. „Wir haben der Gema immer gesagt: Die Gema-Vergütung für die Komponisten muss in Abhängigkeit zu den Künstlergagen gesehen werden, wir betrachten beides als Einheit. Steigende Gema-Gebühren und hohe Künstlergagen führen zu steigenden Ticketpreisen“, betonte Russ.

Und noch etwas macht dem Branchenverband Sorge: die Lage der klassischen Konzertveranstalter. „Die Situation im klassischen Bereich spitzt sich dramatisch zu“, sagte Russ und beklagte „ernsthafte Verluste“ bei den Abonnement-Zahlen von zwischen drei und sechs Prozent pro Jahr. Das wirke sich nicht nur auf den Umsatz, sondern vor allem auch auf die Planungssicherheit aus. Dadurch schrumpften die Auftrittsmöglichkeiten für Künstler, sagte Russ und warnte: Orchesterschließungen in der Zukunft seien nicht ausgeschlossen.

„Solisten wie Sol Gabetta oder Lang Lang sind Garanten für volle Konzerte. Der Konzertmarkt besteht aber nicht nur aus diesen Namen, sondern aus zahlreichen großartigen Künstlern, die weniger bekannt sind oder weniger eingängige Musikstilrichtungen vertreten“, sagte Russ. „Wir sehen also einer sehr schweren Zeit entgegen.“ Den Grund für das mangelnde Interesse junger Leute an klassischer Musik sieht er in Versäumnissen von Bildungspolitik und Orchestern, die erst in den vergangenen Jahren begonnen hätten, das Interesse von Kindern und Jugendlichen systematisch zu fördern.

Der VDKD vertritt rund 240 Mitglieder aus allen Musiksparten mit einem Gesamtumsatz von rund zwei Milliarden Euro. Der Gesamtumsatz der Branche in Deutschland liegt bei rund 3,2 Milliarden Euro.

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