Preisverhandlung verkehrt: Bieter-Wettstreit auf begehrte Immobilien

Der Immobilienboom in Deutschland treibt die Preise. In begehrten Lagen zahlen Käufer mehr, als die Verkäufer selber veranschlagt hatten.

Düsseldorf. Krisenängste und niedrige Zinsen sorgen für eine hohe Immobiliennachfrage in Deutschland. Insbesondere Objekte in Großstädten erleben einen wahren Käuferansturm. So meldet der bundesweit aktive Immobilienvermittler Engel & Völkers einen Umsatzsprung von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders teure Objekte stehen im Mittelpunkt des Kaufinteresses. So ging in München die teuerste Wohnung aller Zeiten über den Ladentisch. Rund 14 Millionen Euro waren einem Münchner Unternehmer rund 700 Quadratmeter im obersten Stockwerk eines ehemaligen Heizkraftwerks wert. "Die Nachfrage nach hochpreisigen Wohnungen und Gewerbeflächen übertrifft unsere Erwartungen“, sagt Jörg Scheufele, Geschäftsführer der Immobilien-Projektgesellschaft Alpha Invest.

Auch bei weniger exklusiven Objekten steigen die Umsätze. So verzeichnet die Maklerfirma Großmann und Berger einen Umsatzanstieg um 22 Prozent gegenüber 2010. Die LBS Bayern registriert derzeit über 3.300 neue Immobilieninteressanten pro Woche. „Die Nachfrage ist deutlich gestiegen“, erklärt Paul Fraunholz, Geschäftsführer der Sparkassen-Immobilienvermittlung. „Häufig können nicht alle Wünsche erfüllt werden.“

Der neue Immobilienboom fördert überraschende Tendenzen. So kommt es bei begehrten Objekten immer häufiger vor, dass Verkäufer einen höheren Preis erzielen als sie ursprünglich gefordert haben. Normalerweise rangiert die Preisvorstellung von Maklern und Privatverkäufern am oberen Ende der Preisskala. Kaufinteressenten treten dann in Verhandlungen ein und versuchen den Preis zu drücken. Im aktuellen Marktumfeld ist jedoch häufig das Gegenteil der Fall. Nach einer repräsentativen Erhebung des Marktforschungsinstituts Innofact im Auftrag von Immowelt.de zahlen 22 Prozent der Immobilienkäufer mehr für ihr Wunschobjekt als ursprünglich veranschlagt. In manchen Fällen komme es zu einem regelrechten Bieterwettstreit, an dessen Ende Käufer bis zu 20 Prozent mehr für ihr Traumhaus hinlegen, als im Exposé gefordert. Elf Prozent aller Käufer greifen laut Studie bis zu zehn Prozent tiefer in die Tasche als veranschlagt.

Im Regelfall sind Verkäufer allerdings zu Zugeständnissen bereit. 72 Prozent der befragten Immobilienkäufer zahlten nicht den geforderten Verkaufspreis. Die erzielten Preisnachlässe betrugen teilweise mehr als ein Fünftel. Neben einem günstigen Objektpreis beeinflussen die Finanzierungsbedingungen den Erfolg des Eigenheimerwerbs. Extrem niedrige Baugeldzinsen minimieren derzeit die Kostenbelastung. So sind zehnjährige Hypothekendarlehen über 100.000 Euro bei Finanzmaklern wie Accedo, Dr. Klein oder Baufinet und Banken wie der Santander Direkt Bank, BB Bank, Hypovereinsbank, Deutschen Bank, HKB Bank oder SKG Bank bereits ab 330 Euro monatlich zu haben.

Tipp: Die Kostenersparnis durch Niedrigzinsen sollte nach Möglichkeit in eine höhere Tilgungsrate gesteckt werden. Das verringert Kreditlaufzeit und Zinskosten ganz erheblich.

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