Geldanlage Niedrigzinsen - Fluch oder Segen für den deutschen Sparer?

Durch die Politik der EZB und der Federal Reserve Bank gibt es heute Kredite so günstig wie noch nie. Gleichzeitig werfen Sparkonten Zinsen nur noch in bestenfalls homöopathischen Dosen ab. Hausbauer und Unternehmen, die viel mit geliehenem Geld arbeiten, freut das in der Regel. Wie sieht die veränderte Situation aber für den durchschnittlichen Sparer in Deutschland aus? Kann der klassische Sparer, der sich ein kleines Vermögen aufbauen möchte, von den Niedrigzinsen profitieren, oder hat die Situation keine Vorteile für ihn?

 Niedrigzinsen stoßen bei großen Teilen der Bevölkerung auf Unmut.

Niedrigzinsen stoßen bei großen Teilen der Bevölkerung auf Unmut.

Foto: Pixabay

Günstige Kredite nutzen - Für langfristige Werte

Für viele Menschen ist das Eigenheim der ultimative Wohntraum und Ziel. Das kann man heute schneller und günstiger erreichen als noch vor 10 Jahren. Zwar sind die Preise für Baugrundstücke und Häuser gestiegen. Dafür sind die Zinsen für einen Hauskredit auch weit günstiger als früher. Bei passender Bonität kann man heute einen Effektivzinssatz von unter einem Prozent nutzen. Aber auch bei durchschnittlicher Bonität sind die Zinssätze und Konditionen für den Bau des Eigenheims sehr attraktiv.

Aber auch kleinere Träume lassen sich durch die günstigen Zinsen sehr preiswert erfüllen. Zum Beispiel das eigene Traumauto oder die Sanierung der eigenen Wohnung kann man mit dem richtigen Kredit schnell realisieren. Hier bieten Vergleichsportale die Möglichkeit, schnell und transparent das notwendige Kapital zu den besten Konditionen zu leihen. Eine Chance, die man trotz aller Negativmeldungen durchaus auch zum eigenen Vorteil nutzen kann.

Die vielen Möglichkeiten der Anlageform nutzen

Das klassische Sparbuch bringt zwar keine lohnenswerten Renditen mehr, darüber hinaus gibt es aber eine Vielzahl an Investitions- und Anlagemöglichkeiten, die in Anspruch genommen werden können. Der Nachteil ist hier natürlich, dass es kein vergleichbares Level an Sicherheit gibt, wie das beim typischen Sparkonto der Fall ist. Dass die Einlagensicherheit nicht immer als Garantie gesehen werden sollte, zeigt aber auch das Beispiel Zypern. Hier wurde trotz Einlagensicherheit eine Teilenteignung zur Rettung des Staatshaushalts durchgeführt.

In der Praxis kommen Renditen bei Vermögensanlagen heute immer mit einem gewissen Risiko zustande. Unabhängig davon, ob es sich um Investition in Kryptowährungen, Immobilien oder in Aktien handelt. Selbst bei Käufen von Staatsanleihen besteht ein gewisses, nicht zu unterschätzendes Risiko. Steigen die Zinsen auch nur in moderatem Maß, mindert das den Wert der gekauften Staatsanleihen.

Nachteile vor allem für passive Sparer

Trotz der Niedrigzinsen bei oft gleichbleibenden Gebühren sind viele Sparer nicht daran interessiert, das eigene Geld sicherer und vor allem gewinnbringender anzulegen. 2019 gab es immer noch stolze 27 Millionen Bausparverträge. Milliarden Euro an Einlagen sind hier in Verträgen und Konten gespeichert, die praktisch durch die Inflation negative Renditen verzeichnen.

Die niedrigen Zinsen decken auf, wer heute seine Hausaufgaben gemacht und wer lieber auf aktiven Umgang mit dem eigenen Vermögen verzichtet. Wer sich bei Finanzen lieber zurücklehnt und das Thema vermeidet, wird heute oftmals durch Inflation, Nullzinsen und Gebühren immer ärmer. Umgekehrt konnten auch viele Menschen mit durchschnittlichem Einkommen von der EZB-Politik profitieren.

ETFs und Ansparpläne als Investitionsmöglichkeit mit moderatem Risiko

Wer nach der Finanzkrise in ETFs investiert hat und diese bis heute gehalten hat, ist trotz Corona-Crash deutlich im Plus. Doch worum handelt es sich hierbei eigentlich? ETFs sind “Exchange Traded Funds”, das heißt auf der Börse gehandelte Investmentfonds. Zumeist enthält ein ETF besonders Unternehmensanteile. Die Fonds besitzen nun mehrere Unternehmensanteile im Portfolio und decken teilweise eine ganze Branche ab. Manche ETFs schaffen es aber auch, die Wirtschaft eines Landes, Kontinents oder sogar die Weltökonomie akkurat abzudecken.

Eine Investition in einen Welt-ETF kann eine sinnvolle Investition für Menschen sein, die bei vergleichsweise geringem Risiko solide Renditen erzielen möchten. Wie der Crash unmittelbar nach der Verbreitung des Covid-19-Virus gezeigt hat, kann aber auch einmal die Weltwirtschaft einbrechen. Jeder Sparer, Anleger und Interessierte sollte sich aber auch klar darüber sein, dass es heute ganz ohne moderates Risiko kaum mehr möglich ist, wirkliche Renditen zu erzielen, um nicht von der Inflation langsam enteignet zu werden.

Langfristige Strategien führen zum Ziel

Ein Ansparplan kann hier Sinn machen. Zum Beispiel kann in einen bestimmten ETF, zum Beispiel den MSCI World Index, 200€ pro Monat eingezahlt werden. Der Index wächst proportional zur Weltwirtschaft und schüttet auch entsprechend Dividenden aus. Weil es sich um einen passiv verwalteten Fonds handelt, fallen die Gebühren gering aus. Ein monatlicher Dauerauftrag kann dabei helfen, praktisch automatisch ein kleines Vermögen aufzubauen.

Der Anleger profitiert hier von dem sogenannten “Cost-Average-Effekt”. Durch die gleichbleibende Summe am immer gleichen Stichtag ist man nicht verleitet, zum Beispiel zu Boomzeiten mehr zu kaufen. Dadurch investiert man im Durchschnitt günstiger, als die meisten intuitiv handelnden Anleger. So hat man langfristig höhere Renditen und ein entsprechend schweres Portfolio.

Durchhalten ist oft die gewinnbringendste Option

Es gibt dabei verschiedene Gründe, warum ein Sparplan die günstigere Alternative zu Einzelaktien sein kann. Oftmals kauft man rationaler und ohne emotionalen Einfluss, wenn man auf ETFs setzt. Aber auch Gebühren sollten nicht außer Acht gelassen werden. Zwar sind dank Online-Broker die Kosten enorm gesunken. Besonders aber bei vermeintlichen Billig-Anbietern sorgen versteckte Gebühren oft dafür, dass der Kauf und Verkauf von Aktien, ETFs und Co. weit teurer ist, als zuvor angenommen.

Wichtig für langfristigen Erfolg an der Börse ist, nicht zu häufig Aktien zu verkaufen oder zu kaufen. Solange Sie nicht auf kurzfristige Profite durch Börsentrading aus sind, sollten Sie selten verkaufen und einkaufen. Schließlich zahlen Sie für jeden Verkauf und Kauf Gebühren, die ihre Rendite drücken. Statistisch hat sich gezeigt, dass die durchschnittlichen Renditen deutscher Kleinanleger deutlich höher sein könnten, wenn diese Aktien länger halten würden. Langfristiges Denken ist hier der Schlüssel, der Menschen wie Warren Buffett Milliarden an der Börse reich gemacht hat.

Nullzinsen fördern die Exportwirtschaft westeuropäischer Länder

Deutschland ist die größte Volkswirtschaft der Europäischen Union. Die Bundesrepublik profitiert maßgeblich von der Nullzinsenpolitik, die auch zur Stablisierung der südlichen Staaten Europas praktiziert wird. Gerade weil Deutschland eine starke Exportwirtschaft ist, profitiert sie von einer soliden Wirtschaftslage der Südstaaten in der Europäischen Union. Tatsächlich hängt jeder vierte Arbeitsplatz vom Export ab. 5,1 Millionen Arbeitsplätze hingen 2017 direkt an der Exportwirtschaft, indirekt sind es noch einmal 6,06 Millionen. Gesamt leben so mehr als 11 Millionen Menschen von Verkauf ins Ausland

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