Haus kaufen immer erschwinglicher: Jeder Zweite kann sich eine Immobilie leisten

Kann ich mir ein Haus leisten? Sinkende Finanzierungskosten und stabile Preise ermöglichen immer mehr Menschen den Erwerb von Wohneigentum. In einigen Bundesländern könnte die Eigentumsquote 75 Prozent erreichen, in NRW immerhin 65 Prozent.

Düsseldorf. Steigende Einkommen, moderate Hauspreise und niedrige Bauzinsen erlauben in 15 der 16 Bundesländer eine Wohneigentumsquote von 50 Prozent und mehr. Das ergibt eine Analyse des Berliner Forschungsinstituts Empirica im Auftrag der Landesbausparkassen (LBS). In den Ländern Bremen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen sind sogar drei von vier Haushalten in der Lage, ein ortsübliches Eigenheim aus dem Bestand zu finanzieren. Schlusslicht ist Berlin, hier kann sich nur ein Drittel der Haushalte Wohneigentum leisten, so die Forscher.

Als Grundlage ihrer Berechnungen haben die Empirica-Forscher Einkommens-Daten des Statistischen Bundesamtes mit Preisen für gebrauchte Einfamilienhäuser aus dem ersten Halbjahr 2011 verglichen. Der Eigentumserwerb ist für die Wissenschaftler immer dann möglich, wenn die Finanzierungsbelastung von insgesamt sieben Prozent pro Jahr 35 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens nicht übersteigt. Vorausgesetzt wurde, dass die Käufer ein Eigenkapital in Höhe eines Jahresnettoeinkommens in die Finanzierung einbringen. Zwar erfassen die Berechnungen nicht zusätzliche Aufwendungen wie Erwerbsnebenkosten oder auch Modernisierungsaufwand beim Kauf von Gebrauchtimmobilien, auf der anderen Seite herrschen aber derzeit Finanzierungsbedingungen, die deutlich unter den Empirica-Annahmen liegen.

„Dass die Potenziale für die eigenen vier Wände nun schon seit längerem so gut sind, liegt daran, dass die Zinsen für Baugeld seit Mitte der 90er Jahre stark gesunken sind, zugleich aber die Hauspreise stabil geblieben und die Einkommen moderat gestiegen sind“, erklärt Ivonn Kappel von der Bundesgeschäftsstelle der Landesbausparkassen. Und die europäische Schuldenkrise zwingt die Hypothekenzinsen weiter in die Knie. Der Baugeldindex von Biallo findet sich auf einem Tiefstand von 3,06 Prozent. Vor einem Jahr lag der Index, der die durchschnittlichen Marktzinsen für zehnjährige Standardfinanzierungen anzeigt, noch rund einen Prozentpunkt höher. Freie Kreditvermittler wie Accedo oder DTW Immobilienfinanzierung bieten Zehnjahresdarlehen bereits ab rund 2,6 Prozent Sollzins an (die tagesaktuell besten Zinsen liefert unser Vergleichsrechner).

Die Potentiale für mehr Wohneigentum in Deutschland sind groß. Laut Empirica könnte die Eigentumsquote in Bremen und den neuen Bundesländern um 30 bis 50 Prozentpunkte höher liegen. Ein ähnliches Bild ergibt sich für Nordrhein-Westfalen. Hier besitzen aktuell 39 Prozent der Einwohner eine eigene Immobilie, laut Empirica könnten es aber 65 Prozent sein. In der Analyse nach Bundesländern wird deutlich, dass im wirtschaftsstarken Süden wegen der hohen Immobilienpreise nicht mehr so große Zusatz-Potentiale vorhanden sind. So hat die Eigenheim-Affinität in Baden-Württemberg dazu geführt, dass die Eigentumsquote im „Ländle“ mit 49 Prozent nur sechs Prozentpunkte hinter dem potentiell möglichen Wert von 55 Prozent zurückliegt. In Bayern ist die Situation ähnlich: Hier besitzen 46 Prozent der Einwohner eine Immobilie, 54 Prozent ist laut Empirica möglich.

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