Finanzen Hat der Sparstrumpf wirklich ausgedient?

Sind die Deutschen eine Nation der Sparfüchse? Offenbar nicht, denn im internationalen Ländervergleich zeigt sich, dass gerade in Deutschland über 30 Prozent der Befragten auf die Frage „verfügt Ihr Haushalt über irgendwelche Ersparnisse?“ mit „nein“ antworten.

 "Spare in der Zeit, dann hast du in der Not." Dieser Tipp, den die ältere Generation gerne Kindern und Enkeln mit gibt, scheint an Bedeutung zu verlieren. Geld auf der hohen Kante zu haben, verliert am Stellenwert. Doch warum ist das?

"Spare in der Zeit, dann hast du in der Not." Dieser Tipp, den die ältere Generation gerne Kindern und Enkeln mit gibt, scheint an Bedeutung zu verlieren. Geld auf der hohen Kante zu haben, verliert am Stellenwert. Doch warum ist das?

Foto: pixabay.com © stevepb (CC0 Public Domain)

Zum Vergleich: In Luxemburg sind es nur 13 Prozent der Befragten, die nichts auf der hohen Kante haben; auch in den Niederlanden haben nur 19 Prozent der Befragten keinen Notgroschen. Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien und sogar die USA liegen mit Blick auf die Statistik des Bankenverbands zwischen 20 und 30 Prozent. Das heißt, dass etwa ein Viertel bis ein Drittel der Befragten keine finanziellen Rücklagen haben.

Woran es liegt, dass in Deutschland immer weniger gespart wird, können die folgenden Überlegungen und Entwicklungen vielleicht erklären.

Die Option, kurzfristig Geld zu erhalten, schmälert den Sparwillen

Anno dazumal war es noch eine vergleichsweise große Hürde, sich Fremdkapital zu beschaffen, denn: Wer sich Geld leihen musste, der signalisierte mit dem Gang zum Bankberater, dass er entweder über nur wenig Einkommen verfügt oder aber nicht mit dem Geld haushalten kann, was er bekommt.

Viele dieser Gedankengänge machen nun Kreditvergleichsportale, wie beispielsweise smava, zunichte.

- Die hohen IT-Sicherheitsstandards sorgen dafür, dass ein Online-Kredit in puncto Sicherheit einem regulären Bankkredit in nichts nachsteht. Obwohl auch hier alles genau geprüft wird wie in der Filiale, ist es für manche eine Erleichterung, die Dokumente von zu Hause einzureichen, weil man etwaigen neugieren Blicken in der Filiale entgehen kann.

- Die Kreditberatung erfolgt ohne Auswirkung auf den Schufa-Score, unverbindlich, kostenlos und offeriert anschließend frei zur Verfügung stehende Kreditoptionen. Die Ersparnis an Bearbeitungsgebühren, Vorkosten und darüber hinaus auch Zeit, hilft dabei, Kredite gut in den Alltag zu integrieren. Dennoch lässt sich die Bürokratie gerade im Kreditbereich nicht komplett abschalten, denn die Unterlagen werden in den Banken immer noch genauestens geprüft.

Spezielle Kreditvarianten, wie beispielsweise der Kleinkredit, verringern die Sorge der Kreditnehmer, sich mit einer hohen Kreditsumme in die Schuldenspirale zu stürzen. Stattdessen helfen Kleinkredite, die in der Regel Kreditsummen bis zu 5.000 Euro umfassen, dabei, den Schuldenrahmen überschaubar zu halten.

Die Lust am Luxus verhindert bei einigen das finanzielle Polster

Schöne Dinge zu besitzen, macht Laune. Das ist das Ergebnis einer Allensbach-Studie, die vor einigen Jahren in Auftrag gegeben wurde. Besonders viel Freude am Luxus haben übrigens die Jüngeren (61 Prozent), speziell die Gruppe der 16- bis 29-Jährigen. Und das bedeutet auch: Sie legen weniger auf die hohe Kante, sondern genießen es, ihr Einkommen in Luxusgüter zu investieren.

Ausschließlich auf Luxus aus sind die Deutschen dennoch nicht. 35 Prozent halten Luxusprodukte für Geldverschwendung; 37 Prozent sprechen den Luxusfans sogar die Fähigkeit ab, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Nur 16 Prozent der Befragten vertreten die Meinung, dass ausschließlich Luxusprodukte ein wirklich angenehmes Leben ermöglichen.

 Im Eigenheim können Männer und Frauen gleichermaßen ihre Luxus-Leidenschaft ausleben: Frauen wünschen sich eine luxuriöse Küche, ein hochkarätiges Badezimmer und einen begehbaren Kleiderschrank. Männer hingegen verstehen unter Luxus die Ausstattung mit allerlei technischem Luxus.

Im Eigenheim können Männer und Frauen gleichermaßen ihre Luxus-Leidenschaft ausleben: Frauen wünschen sich eine luxuriöse Küche, ein hochkarätiges Badezimmer und einen begehbaren Kleiderschrank. Männer hingegen verstehen unter Luxus die Ausstattung mit allerlei technischem Luxus.

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In puncto Luxus-Definition herrscht hingegen mehr Einigkeit: Für 57 Prozent der Befragten bedeutet „Luxus“, sich das leisten zu können, was sich nur wenige Andere leisten können. Inhaltlich betrachtet gibt es durchaus eine männliche und eine weibliche Definition von Luxus. Männer wünschen sich

- einen Fernseher auf dem besten Stand der Technik,

- ein hochklassiges Auto,

- ein Spitzenhandy

- und eine Sauna.

Frauen hingegen setzen andere Prioritäten. Sie wünschen sich

- eine luxuriös ausgestatte Küche,

- einen begehbaren Kleiderschrank,

- und ein luxuriös ausgestattetes Badezimmer.

Bei Frauen und Männern gleichermaßen hoch im Rennen sind Ferienwohnung oder Ferienhaus, ein Swimmingpool sowie hochwertige Lebensmittel und Delikatessen.

Eine ganz andere Art, Luxus aufzufassen, ist hingegen die Besinnung auf eine hohe Produktqualität. Einig sind sich hier Männer und Frauen mit Blick auf die Gastronomie, denn beide besuchen gerne gute Restaurants. Der Rest der Ausgaben zeigt durchweg eine klassische Rollenverteilung: Frauen achten auf eine hohe Produktqualität bei Schuhen, Kleidung und Wohnungseinrichtung. Männer legen ihren Fokus auf Autos und Technik.

Sparen wird finanziell immer uninteressanter

Sicherlich schwingt ein Stück weit auch die Resignation mit, denn wer spart, kann heutzutage mitnichten von satten Renditen profitieren. Stattdessen gelten Sparbuch und Girokonto, auf denen der konservative Geldanleger sein Geld drapiert, als unrentable Haltebucht für die Kohle. Grund genug für so manchen umzudenken – und anstatt Geld auf der Bank zu horten, dieses lieber auszugeben. Diese Entwicklung sehen Kritiker allerdings mit Sorge, denn eine Parallelentwicklung bleibt zu bedenken: Wer nicht privat fürs Alter vorsorgt, wird mit Einbußen beim Lebensstandard rechnen müssen.

Die Investition in rentablere Anlageformen setzt ein Mindestmaß an Verständnis für die Welt der Finanzen voraus, doch viele können und wollen sich nicht auf diese Welt einlassen. Deswegen sind laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, kurz: GDV, die Anzahl der Bestandsverträge weitestgehend stabil – anstatt zu steigen. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich die Anzahl der Lebensversicherungsverträge gerade mal um ein Prozent.

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