Einfach und kostengünstig - ETFs sind nicht immer die besseren Fonds

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Wer jetzt mit seinem Geld Gewinne erzielen möchte, setzt auf Fonds. Das Problem: Aktiv gemanagte Fonds sind mitunter teuer. Immer mehr Anleger setzen daher auf börsengehandelte ETFs.

Sie gelten als einfach, transparent und kostengünstig. Vor 20 Jahren kamen börsengehandelte Exchange Traded Funds - kurz ETFs - erstmals in den USA auf den Markt, seit April 2000 werden sie auch in Europa angeboten. „In Deutschland haben Anleger inzwischen die Auswahl unter mehr als 1000 Produkten mit einem Gesamtvolumen von über 200 Milliarden Euro“, sagt Stephan Kraus von der Deutschen Börse in Frankfurt.

ETFs orientieren sich im Gegensatz zu herkömmlichen Investmentfonds an einem Index. „Das kann ein Aktienindex wie der Dax sein, aber auch ein Renten-Index wie der Rex, der die Kursentwicklung deutscher Staatsanleihen abbildet“, erklärt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf. Im Klartext heißt das für die Anleger, dass sich ihr ETF immer genauso entwickelt wie der Index, den er abbildet.

Abgezogen werden müssen natürlich noch die Kosten, die durch Transaktions- und Verwahrungsgebühren entstehen. Allerdings werden bei ETFs deutlich geringere Verwaltungsgebühren fällig als bei aktiv gemanagten Fonds. „Bei aktiven Fonds liegen sie in der Regel bei zwischen 0,8 und 2 Prozent des Fondsvermögens, bei ETFs dagegen in der Regel bei 0 bis 0,8 Prozent“, erläutert Rolf Drees vom BVI Bundesverband Investment und Asset Management in Frankfurt am Main.

Ein weiterer Vorteil von ETFs: Dadurch, dass sie ständig an der Börse gehandelt werden, lassen sie sich im Vergleich zu herkömmlichen Investmentfonds noch flexibler kaufen und verkaufen. ETFs kann man wie Aktien jederzeit handeln. Wer beispielsweise morgens einen ETF kauft, kann den Fonds schon am Nachmittag des gleichen Tages wieder verkaufen. „Anleger können also Wertschwankungen während eines Tages nutzen“, sagt Rolf Drees: „Bei herkömmlichen Fonds wird dagegen nur einmal täglich ein Preis berechnet.“

Laut Annabel Oelmann ist zudem der Sicherheitsfaktor bei ETFs recht hoch. Zwar gibt es auch hier durchaus Kursschwankungen. Allerdings gelten ETFs ebenso wie herkömmliche Investmentfonds rechtlich als Sondervermögen. Das bedeutet, dass im Falle einer Insolvenz der Fondsgesellschaft die ETF-Anteile davon nicht betroffen sind - das Geld des Anlegers also in jedem Fall sicher ist und nicht dem Pleitegeier zum Opfer fällt. „Auch in Sachen Risikostreuung sind ETFs noch stärker als herkömmliche Investmentfonds“, betont Kraus.

Sind also ETFs automatisch besser als herkömmliche Investmentfonds? „Nicht zwangsläufig“, sagt Verbraucherschützerin Oelmann und fügt hinzu: „Ein aktiv gemanagter Fonds kann durch das aktive Management eine bessere Performance als ein Index erreichen.“ Die Betonung liege aber auf „kann“. Verbraucher sind aus Sicht von Drees gut beraten, wenn sie mehrere Angebote miteinander vergleichen und erst dann eine Wahl treffen. „Letztendlich bestimmt das persönliche Risiko- und Renditeprofil eines Anlegers das jeweils zu ihm passende Anlageprodukt“, betont Kraus.

Die Verbraucherzentrale NRW rät Privatanlegern, sich bei der Fonds-Auswahl grundsätzlich auf etablierte Indizes großer Anbieter zu konzentrieren. „Sie sollten möglichst große Teile des Marktes abdecken und systematisch aufgebaut sein“, erklärt Oelmann. Für Aktien der Eurozone kann dies beispielsweise der Dow Jones Euro Stoxx 50 oder der Dow Jones Stoxx 600 sein. Für Aktien aus der gesamten entwickelten Welt ist der etablierte Index für Aktien der MSCI World. Infos gibt es unter anderem beim Portal Boerse-frankfurt.de. Dort finden Anleger einen Überblick über das gesamte Produktangebot.

„Mit EFTs auf Rentenindizes beispielsweise können Anleger gezielt in Staats- oder Unternehmensanleihen investieren und von deren regelmäßigen Zinszahlungen profitieren“, sagt Kraus. Ein weltweit streuender Fonds ist nach Expertenmeinung übrigens nicht immer die beste Wahl. „Wenn Anbieter auf einen Index mit Unternehmen aus Entwicklungs- und Schwellenländern setzen, dann birgt dies höhere Risiken als ein ETF, der auf einen Index setzt, in dem sich große und kapitalstarke Unternehmen aus entwickelten Regionen wie Europa, Asien oder den USA befinden“, sagt Oelmann.

Für ebenfalls wichtig hält sie das Fondsvolumen. Ein Fonds sollte eine gewisse Mindestgröße nicht unterschreiten. „Denn langfristig besteht immer die Gefahr, dass zu kleine Fonds geschlossen werden, weil sie nicht profitabel sind“, so die Verbraucherschützerin.

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