Führerschein mit 17 – ein Erfolgsmodell

Das Fahren in Begleitung eines Erwachsenen senkt offenbar das Unfallrisiko.

Berlin. Manch neue Idee ist so gut und doch so einfach, dass man sich fragen kann, warum nicht eher jemand darauf gekommen ist. Das begleitete Fahren etwa: Weil Führerscheinneulinge berüchtigt dafür waren, mit viel Tempo und wenig Ahnung Wagen gegen Bäume zu setzen, kam die Idee auf, die Sache mit der Fahrausbildung und -vorbereitung zu überdenken. Das Ergebnis: Seit einigen Jahren dürfen bereits 17-Jährige ans Steuer, wenn ein erfahrener Erwachsener sie begleitet.

Das wurde von vielen Seiten zunächst kritisiert. Doch mittlerweile ist klar, dass es in Sachen Fahranfänger eine der besten Ideen überhaupt ist.

Begonnen hat das Thema "Begleitetes Fahren mit 17" im Jahr 2005 mit einem Gesetzentwurf im Bundestag. Niedersachsen startete als erstes Bundesland 2006 einen Modellversuch. Bis 2008 zogen alle anderen Länder nach.

Nun liegen erste Ergebnisse einer Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen in Bergisch Gladbach vor. Dort geht man davon aus, dass die Fahr-Erfahrung der begleiteten 17-Jährigen später das Unfallrisiko um rund 23 Prozent im Vergleich zu "normalen" Fahranfängern senkt. Ähnlich deutlich sinke die Wahrscheinlichkeit, dass schwere Verkehrsverstöße begangen werden.

"Ich bin ein Freund des begleiteten Fahrens mit 17, die Anfänger werden damit nach und nach an die Verantwortung herangeführt", sagt Hermann Schenck, Verkehrsexperte der Gesellschaft für Technische Überwachung in Stuttgart. Und sie lernen die verschiedensten Verkehrssituationen kennen. Wer etwa eine herkömmliche Fahrausbildung im Frühjahr oder Sommer absolviert, hat im nächsten Winter trotzdem keine Erfahrung darin, das Auto bei Eis und Schnee zu steuern. Die begleiteten Anfänger dagegen können das in ihrem ersten Jahr lernen - mit Hilfe vom Beifahrersitz.

Erste Erfahrungen zeigen aber auch, dass die Möglichkeit bisher noch nicht quer durch die Gesellschaft genutzt wird. Meist handelt es sich um Jugendliche aus einem "heilen" Zuhause, das sie ohnehin in verschiedener Form unterstützt. "Bei den Begleitern handelt es sich in 90 Prozent der Fälle um Väter und Mütter", bestätigt Glowalla. Selten übernehmen Freunde der Familie die Aufgabe.

Vorteile haben die gemeinsamen Touren oft auch für ältere Führerscheinbesitzer: Sie fahren oft noch zu hochtourig und bekommen nun von den jungen Fahrern Einblick ins spritsparende Fahren. Auch die Versicherungen beschäftigen sich inzwischen mit den Absolventen des begleiteten Fahrens. Da sie ein geringeres Risiko darstellen als normale Anfänger, wird über spezielle Einstiegstarife nachgedacht. Bei der Allianz in München etwa ist der Absolvent in der Kfz-Versicherung der Eltern kostenlos mitversichert, wenn er oder sie das Elternmobil nutzt. Beim Kauf eines eigenen Autos lässt sich die dabei erfahrene schadensfreie Zeit laut Sprecherin Claudia Herrmann übertragen.

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